370 Kirchen, religiös-spirituelle Gruppierungen, Zentren und weltanschauliche Bewegungen der Stadt Zürich
 
Auf rund 600 Seiten befasst sich der Autor mit Entstehungsgeschichte, Lehre, Organisation und Verbreitung von Kirchen, Orden, muslimischen, buddhistischen, hinduistischen und anderen religiösen Gemeinschaften, Freikirchen, spirituellen Vereinigungen, Ufo-Bewegungen und viele anderen.

— von Hamit Duran, Turgi —

Religionsführer ZürichIm Orell Füssli Verlag ist ein neues Buch mit dem Titel «Religionsführer Zürich» von Claude-Alain Humbert erschienen. Gemäss Pressemitteilung des Verlages handelt es sich um ein umfangreiches Werk, das in 7jähriger Arbeit entstand und 370 religiös-spirituelle Gemeinschaften der Stadt Zürich, von den grossen Kirchen bis hin zu den kleinen unbekannten Vereinigungen beschreibt. Und tatsächlich, auf rund 600 Seiten befasst sich der Autor mit Entstehungsgeschichte, Lehre, Organisation und Verbreitung von Kirchen, Orden, muslimischen, buddhistischen, hinduistischen und anderen religiösen Gemeinschaften, Freikirchen, spirituellen Vereinigungen, Ufo-Bewegungen und viele anderen.
Im Vorwort betont der Verfasser, dass er einen Überblick über das religiöse Leben in der Stadt Zürich geben möchte, wobei es sich dabei um eine Bestandesaufnahme des Jahres 2003 handelt. Er erklärt auch, dass er den Begriff «Sekte» nicht verwendet, da der Begriff hierzulande weit gehend  im negativen Sinne gebraucht wird. Dies ist lobenswert, muss er doch als «Beschreibender» eine möglichst neutrale Position einnehmen.
Natürlich ist der Hauptteil des Buches dem Christentum gewidmet (rund 390 Seiten). Neben den Landeskirchen werden die Freikirchen (Baptisten, Quäker, Chrischona etc.), Endzeit-Gemeinden (Adventisten, Jehovas Zeugen etc.), spirtuell-esoterische Gemeinden sowie andere vorgestellt. Sogar die Freidenker (Atheisten), die ja streng genommen keine Religion vertreten, werden erwähnt.

Interessanterweise findet das Judentum lediglich auf knapp 9 Seiten Platz. Dies erstaunt, ist das Judentum doch neben dem Christentum die wichtigste Religion, die die abendländische Kultur massgeblich geprägt hat und immer noch prägt.

Dem Islam und den aus dem Islam hervorgegangenen Vereinigungen sind rund 40 Seiten gewidmet. Nach einer kurzen. aber nichtsdestotrotz sehr informativen Einführung in Geschichte und Lehre des Islam werden zunächst die Mitgliedsorganisationen der VIOZ (Vereinigung islamischer Organisationen in Zürich) vorgestellt. Einen breiten Raum nehmen in der Folge die Amadiyya-Bewegung und die Aleviten ein. Auch das Sufitum fehlt nicht; neben den «klassischen» Mevlevi- und Naqschibandi-Orden werden auch weniger bekannte Bewegungen wie jene von Oruç Güvenç (Türkei) oder Veys al-Qarani (Persien) behandelt. Den Abschluss zum Thema Islam bilden die aus dem Islam hervorgegangenen Vereinigungen. Dazu zählt der Autor z.B. die aus dem Iran stammende Bahâ’î-Bewegung oder die von einem Javaner gegründete Subud-Bewegung.
Die restlichen rund 150 Seiten des Buches sind dem Buddhismus, Hinduismus, Sikhismus und anderen kleineren Vereinigungen gewidmet. Unter letzteren finden sich so Sonderbare wie die Anonymen Alkoholiker (wollen den Alkoholkranken auf spirituellem Weg helfen), der Schweizer Druidenorden, (verfogt die Ziele von Einigkeit, Frieden und Eintracht), der Hexenladen (Themen rund um Hexerei und Magie) und sogar die Scientology Kirche (!).

Alles in allem kann gesagt werden, dass es sich beim vorgelegten Buch um ein hervorragendes Nachschlagewerk handelt. Es eignet sich ausgezeichnet, die religiös-spirituelle Landschaft Zürichs näher kennen zu lernen. Auch gewinnt man in knapper Form Einblick in Lehre und Geschichte der verschiedenen Gemeinschaften. So erfährt man z.B., dass die Mormonen daran glauben, dass der Mensch durch kontinuierliche Weiterentwicklung so werden kann wie Gott (S. 335), dass die Reinkarnation im Judentum weit gehend unbestritten ist (S. 419), oder dass der Gründer der Bahâ’î-Bewegung, Siyyed’ Ali Muhammed, 1848 das islamische Recht für hinfällig erklärte (S. 446). Dank den vielen spezifischen Literatur- und Veranstaltungshinweisen kann man sich bei Bedarf weiter informieren oder anhand der zu jeder Vereinigung angegebenen Adressen, Telefonnummern und – wo vorhanden – E-mail-Adressen selbst in persönlichen Kontakt treten.

Claude-Alain Humbert, Religionsführer Zürich – 370 Kirchen, religiös-spirituelle Gruppierungen, Zentren und weltanschauliche Bewegungen der Stadt Zürich, Orell Füssli Verlag, Zürich 2004, 606 Seiten, gebunden, Fr. 54.–, ISBN 3-280-05086-3

Ein hochinteressantes Buch von Jamila Abid, das die Hintergründe der iranischen Gesellschaft auf eindrückliche Art und Weise schildert.

— von Hamit Duran, Turgi —

Journalistinnen im TschadorIn den vergangenen Monaten wurde in den Medien regelmässig über den Iran berichtet. Anlass dazu gab es mehr als genug. Da war das schwere Erdbeben, das am 26. Dezember 2003 die historische Stadt Bam im Norden Irans praktisch vollständig zerstörte und über 40’000 Todesopfer forderte. Danach folgten am 20. Februar 2004 die Parlamentswahlen, die von den sogenannten «Konservativen» mit deutlicher Mehrheit gewonnen wurden. Vorangegangen waren Proteste von Studenten und ein Sitzstreik der vom Wächterrat ausgeschlossenen Parlamentskandidaten. Selbst eine Ermahnung von Präsident Khamenei nützte nichts, mehrere Tausend sogenannte «reformorienterte» Kandidaten wurden nicht zu den Wahlen zugelassen. Es wurde von einer grossen Enttäuschung in der Bevölkerung berichtet, was sich dann auch in einer relativ niedrigen Wahlbeteiligung von rund 50% niederschlug.

Aber was steckt eigentlich dahinter? Wie leben und fühlen die Menschen im Iran? Was bewegt und beschäftigt sie im Alltag?
Diese Punkte greift Jamila Abid aus Wien in ihrem im Jahre 2001 erschienenen Buch «Journalistinnen im Tschador» auf. In diesem als Ergebnis einer Forschungsarbeit an der Uni Wien entstandenen Werk vermittelt dabei in einer leicht verständlichen Sprache ungewohnte Einblicke in das Alltagsleben der Frauen im Iran. Wie der Titel schon antönt, legt sie dabei ein spezielles Augenmerk auf die Medienlandschaft, die von und für Frauen im Iran verfügbar ist.
Zunächst einmal gibt Jamila Abid einen kurzen Abriss der Geschichte der iranischen Frauenpresse. Dabei erfährt man zum Beispiel, dass bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Frauen mit kritischen Artikeln in privaten Zeitungen an die Öffentlichkeit traten. 1910 gab es dann die erste wirkliche Frauenzeitschrift unter dem Titel «Danesch» (Wissen). Mitte des 20. Jahrhunderts erschienen unter dem Eindruck der politischen Strömungen zahlreiche, äusserlich unabhängige Zeitschriften wie «Zan-e Emruz» (Die Frau von heute), «Neda-ye Zanan» (Ruf/Stimme der Frauen) und andere.

In einem weiteren Kapitel ihres Buches widmet sich Jamila Abid dem Frauenbild in den Medien. Interessant ist in diesem Zusammenhang ihre Feststellung, dass die neue revolutionäre Ordnung trotz der Betonung der Rolle der Frau in der Familie nicht ihre Rückkehr zu «Heim und Herd» forderte. Jamila Abid greift dabei auch so delikate Themen auf, wie die Diskussion in der iranischen Gesellschaft, wie denn die Frau z.B. in Filmen zu zeigen sei.
Ein zentrales Kapitel widmet sich dem Ringen um Presse- und Meinungsfreiheit. Dabei spielt eine grosse Rolle, dass die iranischen Printmedien schon bald nach ihrem Aufkommen vor rund 150 Jahren zum wichtigsten Mittel der politischen Argumentation wurden. Die Zensur war jedoch ein ständiger Begleiter der iranischen Presse. Durch die islamische Revolution erlebte sie zwar eine kurze Periode des Nachlassens, diese hielt aber nicht lange an.
Jamila Abid schildert relativ ausführlich den im 2. Jahrzehnt der Revolution immer stärker werdenden Ruf der Öffentlichkeit nach mehr Demokratie sowie Presse- und Meinungsfreiheit. Dazu gehört auch die Beschreibung der Hoffnungen, die die iranische Bevölkerung in die 1997 erfolgte Wahl Khatamis zum Ministerpräsidenten setzte. Aber auch er konnte nicht verhindern, dass 1999 vom Parlament ein verschärftes Pressegesetz verabschiedet wurde.
Jamila Abid streicht in diesem Zusammenhang die aktive Rolle der Frauenzeitschriften beim Kampf um die Pressefreiheit heraus. So wird zum Beispiel «Payam-e Hadschar» (Botschaft der Hagar) erwähnt, die sich von einem monatlich erscheinenden Frauenmagazin in ein politisches Wochenblatt wandelte und dadurch den Reformkurs Khatamis unterstützte.

Das zentrale Kapitel des Buches widmet sich erwartungsgemäss den iranischen Frauenzeitschriften nach der Revolution. Hier stellt die Autorin die wichtigsten Frauenzeitschriften und –magazine vor, von «Neda» (Der Ruf), einer religiösen Zeitschrift, die von einer Tochter Khomeinis herausgegeben wird, bis zum Familienmagazin «Chaneh va Chanevadeh» (Haus und Familie), die auf einem ihrer Titelblätter einen Vater zeigt, der sein Kind im Arm hält und mit der Babyflasche füttert. Ein doch recht ungewöhnlicher Anblick für ein Land, von dem behauptet wird, dass es religiös-konservativ und patriachalisch geprägt ist.
Die Autorin greift aber auch Themen, wie die Frage der politischen Partizipation von Frauen, die Wahlwerbung für weibliche Abgeordnete, die Diskussion um die Eignung der Frau für das Richteramt oder gar die Präsidentschaft, Frauensport etc. auf.
Ein weiteres Kapitel ist den neuen Medien und Trends gewidmet. Dort wird deutlich, dass Themen wie wechselnde Rollenbilder, Emanzipation der Frau etc. schon lange keine Tabus in der iranischen Gesellschaft mehr sind.
Schliesslich wird das Buch durch einige hochinteressante Interviews. die Jamila Abid mit verschiedenen Exponentinnen der iranischen Frauenpresse führte, abgerundet. Erwähnenswert ist auch der farbige Bildteil in der Mitte des Buches, der eine Vielzahl von Titelseiten der reichhaltigen iranischen   Frauenzeitschriften und –magazinen zeigt und dadurch hilft, sich eine bessere Vorstellung des Geschilderten zu machen.

Alles in allem kann gesagt werden, dass Jamila Abid ein hochinteressantes und lesenswertes Buch vorgelegt hat. Es gewährt ungewohnte und tiefe Einblicke in die iranische Gesellschaft, die man aus der gewöhnlichen Presse kaum gewinnen kann, sofern man nicht selbst persönliche Beziehungen zu Iranerinnen oder Iranern pflegt.

Lise J. Abid, Journalistinnen im Tschador: Frauen und gesellschaftlicher Aufbruch im Iran, Brandes & Apsel Verlag, 2001, ISBN-3-86099-212-0

Die Muslime bilden mit über 200’000 Angehörigen unterschiedlichster nationaler Herkunft die zweitgrösste Religionsgemeinschaft in der Schweiz. Trotzdem wird die Präsenz von Muslimen – auch von Muslimen Schweizer Herkunft – immer noch als etwas Fremdes, nicht zu dieser Gesellschaft Gehörendes empfunden.

 

 

— von Hamit Duran, Turgi —

Buchrenzension Allahs KinderAm  11. September 2001 fand in Zürich die Vernissage zu einem neuen Buch von Philipp Dreyer statt: „Allahs Kinder sprechen Schweizerdeutsch“. Organisiert wurde diese vom Orell Füssli Verlag, dem Herausgeber dieses Buches, das 23 muslimische Jugendliche unterschiedlichster Herkunft porträtiert.

Wahrscheinlich haben sich schon viele Muslime an dem seltsamen Titel gestossen. Schade, dass Herr Dreyer trotz besseren Wissens, wie er anlässlich der Vernissage selbst zugab, auf diesem provokativen, wenn nicht gar beleidigenden Titel, beharrte. Man fragt sich zu Recht, weshalb. Dies insbesondere angesichts der Tatsache, dass Herr Dreyer bereits ein anderes Buch mit dem Titel „Zwischen Davidstern und Schweizerpass“ veröffentlicht hat, ein Titel also, der für weit weniger Unmut unter den angesprochenen Mitbürgern gesorgt haben dürfte.

Das Spektrum der Interviewten reicht von tief religiös bis nahezu atheistisch. Da ist z.B. der 18-jährige Somalier Fadyl Awys aus Zürich, der überzeugt von seinem Glauben ist und sagt, dass es das Beste sei, nach dem Koran, dem Heiligen Buch des Islam zu leben. Oder die 17-jährige türkische Gymnasiastin Zehra Hatipoglu aus Oetwil an der Limmat, die bemerkt, dass das Leben ohne Kopftuch in der Schweiz einfacher wäre, aber es wäre nicht ihr Leben. Beide stossen in ihrem Leben immer wieder auf Unverständnis bei ihren Kollegen oder Mitschülern, wenn sie z.B. nicht rauchen oder keinen Alkohol trinken. Trotzdem sind beide davon überzeugt, dass sie sich auf dem richtigen Weg befinden.
Auf der anderen Seite des Spektrums haben wir z.B. die 20-jährige Perserin Golnaz Djalili aus Zofingen, die sich selbst als Atheistin bezeichnen würde. An ein Leben nach dem Tode glaubt sie nicht, Thora, Bibel und Koran betrachtet sie also philosophische Werke. Dafür sind ihr aber persische Traditionen wie das „Newroz“-Fest sehr wichtig. Ausführlich beschreibt sie, was die einzelnen Bräuche für einen Sinn haben.
Dazwischen gibt es natürlich viele Grautöne. Da ist die 21-jährige, in der Schweiz geborene Bosnierin Emina Hasic aus Zürich, die Arabisch lernt und das Kopftuch nur in der Moschee trägt. Es ständig zu tragen, dafür fühle sie sich noch nicht stark genug, ihr fehlten die Argumente gegen abfällige Bemerkungen. Sie holt im Fernstudium die Matur nach. Ihre Kinder will sie einmal islamisch erziehen, das sei der beste Schutz gegen die Verführungen einer oberflächlichen, glitzernden Welt.
Oder die 21-jährige Marokkanerin Samia Henni aus Mendrisio, die sich zwar streng an das Fastengebot während des Ramadan hält, es aber in Ordnung findet, wenn sie mit Freunden  mit einem Glas Champagner anstösst.

Zu Wort kommt im Buch auch ein junges türkisches Paar, das sich in der Schweiz kennen gelernt hat und eine glückliche Ehe eingegangen ist. Die Frau ist eine der beiden Türkinnen aus Möhlin, deren Einbürgerungsgesuch wegen ihres Kopftuchs zweimal abgelehnt wurde. Ein weiteres Paar hat sich in einem irakischen Flüchtlingslager kennen gelernt und stammt aus derselben südirakischen Stadt.
Der 26-jährige Pakistaner Farhan Tufail aus Rheinfelden ist Doppelbürger, Unteroffizier der Schweizer Armee und übersetzt für die Basler Kantonspolizei. Über den Jihad, den «heiligen Krieg», äussert er sich sehr differenziert und grenzt ihn ab gegen den Terrorismus. Niemand dürfe sich Muslim nennen, der andere Menschen töte. Er wuchs während 14 Jahren ohne den Vater auf, bis dieser die Familie nachzog. Gespräche über Politik interessieren ihn mehr als solche über Frauen, wie sie seine Schweizer Freunde mit Vorliebe führten.
Es werden auch zwei sehr traurige Porträts gezeichnet. Der 23-jährige Türke Kadir Balitatli aus St. Gallen ist auf die schiefe Bahn geraten und in die Drogenszene abgestürzt. Dass er seit vier Jahren frei ist von Drogen verdankt er seinen muslimischen Kollegen. Sein Vater weiss von allem nichts. Auch wenn er es ihm erzählt hätte – verstanden hätte er ihn nicht. Er wird es erfahren, wenn Kadir ihm das Buch zeigt…
Im Buch kommt auch – ohne Namen – ein junges Mädchen zu Wort, das sich bitter über den eigenen Vater äussert, der sich so repressiv gebärdet, dass er ihr den Glauben vermiest hat. Mehr Glück hat die junge Kosovarin, die als Muslimin im jüdischen Altersheim in Lengnau Arbeit gefunden hat, dort die ganzen Bräuche mitmacht und manche Parallelen zwischen den beiden Religionen entdeckt.
Die Einleitung zu dem Lesebuch stammt von Samia Osman, Co-Präsidentin der Gemeinschaft Christen und Muslime in der Schweiz, die nicht nur die Schweizer, sondern auch die Eltern der porträtierten Jugendlichen dazu einlädt, diesen jungen Menschen die Chance zu geben, ihren Weg gleichberechtigt und selbstbewusst zu gehen.
Interessanterweise kommt kein einziger gebürtiger Schweizer Muslim zu Wort. Warum wohl? Hat Herr Dreyer wohl niemanden gefunden, oder ging es darum zu zeigen, dass der Islam eben doch noch immer etwas Fremdes in der Schweiz ist und es eigentlich gar nicht sein kann, dass ein gebürtiger Schweizer Muslim ist? Ich hoffe nicht, denn dann würde sich Herr Dreyer etwas vormachen und sein Buch wäre ein Schuss, der sein Ziel weit verfehlt hat.

Trotz allem ist das hier vorgestellte Werk auch für uns Muslime sehr interessant, gibt es doch aufgrund der sehr persönlichen Erzählungen einen interessanten Einblick in die Gefühls- und Denkwelt junger Muslime in der Schweiz.

Philipp Dreyer, Allahs Kinder sprechen Schweizerdeutsch, Orell-Füssli-Verlag, Zürich 2001. Fr. 44.80.

Nach Eintreten des Todes muss der Leichnam nach islamischen Vorschriften für das Begräbnis vorbereitet werden. Dazu gehört auch, dass der Leichnam möglichst rasch begraben und damit die Würde des Verstorbenen bewahrt wird.

Was ist zu tun mit einem im Sterben liegenden Muslim oder einer Muslima?

  1. Der oder die Sterbende ist in Richtung Mekka zu legen und zwar auf eine der beiden folgenden Arten: Entweder auf die rechte Seite, das Gesicht gegen Mekka gerichtet, oder auf dem Rücken mit den Füssen Richtung Mekka. Dabei wird der Kopf etwas angehoben, so dass das Gesicht gegen Mekka gerichtet ist. Die erste Art wird bevorzugt.
  2. Den oder die Sterbende an das Glaubensbekenntnis erinnern: «Es gibt keine Gottheit ausser Allah, Muhammad ist sein Prophet.» Dies muss in respektvoller Weise und diskret getan werden. Ebenso sollte man dies nicht zu oft wiederholen, um den oder die Sterbende nicht zu belästigen. Man sollte sie oder ihn nicht dazu zwingen; der Respekt gegenüber dem Sterbenden und die Ruhe muss beachtet werden. In schwerwiegenden Fällen wie Schwäche, Koma usw. können auch die Glaubensgeschwister das Glaubensbekenntnis mit und für den Sterbenden sprechen.
  3. Der/dem Sterbenden wird im Moment seines Todes das Familiemitglied, das ihm am nächsten steht, zugeführt, damit es sie/ihn an Gott, das Bittgebet zur Vergebung seiner Sünden und an das Testament erinnere.
  4. Die Gebete für sie/ihn und für die Helfer sollten zahlreich sein und der Qur’an sollte rezitiert werden, insbesondere die Sura «Yasin». Die Rezitation sollte sehr diskret sein um die oder den Sterbenden nicht zu beunruhigen. Nach dem Eintritt des Todes soll die Rezitation des Korans aufhören, da diese Praxis von der Sunna des Propheten nicht anerkannt ist.
  5. Es ist demjenigen, der bei der oder dem Sterbenden wacht, empfohlen, ihr oder ihm die Wohltaten Gottes, des Erhabenen, in Erinnerung zu rufen, um sein Vertrauen und Glauben in Gottes Allmacht und Herrlichkeit zu stärken. In der heiligen Überlieferung lesen wir: «Ich bin, wie mich mein Knecht sieht.»

Was ist zu tun, wenn der Tod eingetreten ist?

  1. Die Augen schliessen.
  2. Den Unterkiefer an den Kopf binden, um dadurch das herunterhängen des Kiefers durch Erschlaffung zu verhindern.
  3. Auf den Bauch einen angemessenen Gegenstand legen, um zu verhindern, dass er sich aufbläht.
  4. Wenn mögleich sofort nach dem Tod die Gelenke sanft beugen. Die Gelenke so beugen, daß die Arme gegen die Vorderame, die Vorderarme gegen die Seiten des Körpers, die Beine gegen die Oberschenkel, die Oberschenkel gegen den Bauch liegen. Durch diese Körperlage wird die Waschung des Körpers erleichtert
  5. Die oder der Verstorbene wird leicht gehoben und das Gesicht gegen Mekka gerichtet.
  6. Sie oder er wird entkleidet und zugedeckt mit einem Tuch das den ganzen Körper bedeckt.
  7. Sich beeilen die Schulden des Verstorbenen zu entrichten.
  8. Es ist angebracht, die Leute über ihren oder seinen Tod zu informieren, damit sie an der Bestattung teilnehmen können.
  9. Es ist verboten, mit lauter Stimme zu trauern und weinen oder gar sich auf die Wangen zu schlagen, die Kleider zu zerreissen usw. Es ist nicht verboten zu weinen, denn Trauer ist ein Ausdruck der Liebe und Barmherzigkeit eines Menschen zum anderen; der Gefühlausdruck sollte jedoch angemessen sein. Die trauenden Person soll das Leid geduldig tragen und auf den Trost und die Belohnung Gottes warten, denn der Verstorbene ist ein Gott anvertrautes Geschenk und Er hat Sie/Ihn zu sich genommen.
  10. Aus Respekt für den Toten ist es empfohlen, sich mit der Vorbereitung der Bestattung zu beeilen.
  11. Nach der vorgeschriebenen Waschung und Bekleidung des Verstorbenen wird das Totengebet durchgeführt.

 

 

Welche Muslimin und welcher Muslim kennt das Problem nicht: Man ist auf der Reise in einem fremden Land und weiss nicht, in welcher Richtung die Qibla (Gebetsrichtung) liegt oder wann die Zeit für das nächste Gebet beginnt.  Oder man sucht dringend nach der genauen Versnummer in einer Sura im Qur’ân, kann sich aber nicht mehr genau erinnern…

Eine ganze Reihe von zum Teil kostenlosen Softwareprogrammen sind in der Zwischenzeit verfügbar, um einem das Leben als Muslimin oder Muslim in dieser modernen und hektischen Welt zu erleichtern.

Das Angebot reicht von einfachen Gebetskalendern für Windows, Mac und Mobiltelefone über den ganzen Qur’an bis zu Programmen, die auf Wunsch aus dem Qur’an rezitieren. Daneben bieten einige Anbieter auch Online-Funktionen auf ihrer Website oder sogenannte Plug-ins an, die man auf der eigenen Homepage einbauen kann, um sich z.B. die aktuellen Gebetszeiten für irgendeinen Ort auf der Erde automatisch anzeigen zu lassen.        

Leider sind die meisten Programme nur auf Englisch verfügbar.

Die untenstehende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für Hinweise auf andere Angebote sind wir sehr dankbar.

Anbieter

Angebot

www.guidedways.com

Gebetszeiten, Qur’an, Hadith etc. für Windows, Mac, Linux und Mobiltelefone

www.islamicfinder.com

Gebetszeiten für Windows

www.searchtruth.com

Qur’an-Rezitation für Windows

www.athantime.com

Gebetszeiten, Qur’an, Hadith etc. für Mobiltelefone

www.pocketquran.com

Qur’an für Mobilgeräte (Mobiltelefone, Palm usw.)


Das Eröffnungskapitel des Qur’ans, die Fatiha, ist zentraler Bestandteil des islamischen Gebets. Es enthält das Wesen des Qur’an und wird in jedem Gebet rezitiert.

Eine Übertragung des Qur’ans mit Tafsir (Erläuterung) von Amir Zaidan in deutscher Sprache kann hier im PDF-Format heruntergeladen werden.

Ausserdem kann auf Tanzil.net neben der Übersetzung in verschiedenen Sprachen auch der Rezitation zugehört werden. Eine sehr empfehlenswerte Seite.