«[…] und es ist nicht für diejenigen geschrieben, für die der Islam nur eines von mehreren, mehr oder weniger nützlichen, Schmuckstücken des sozialen Lebens ist; vielmehr für jene, in deren Herzen immer noch ein Funke der Flamme lebt, die bei den Gefährten des Propheten brannte – die Flamme, die erst den Islam als soziale Ordnung und kulturelle Errungenschaft gross machte.» (Muhammad Asad)

 

— von Mariann Halasy-Nagy Liratni, Bern —

Buchrezension Islam am ScheidewegIn seinem in 1934 erstmals erschienen Buch befasst sich Muhammad Asad mit dem Zerfall der islamischen Gesellschaft, wie er durch die Jahrhunderte hindurch nachvollziehbar ist. Er versteht es, in kurzen, prägnanten Ausführungen nicht nur den geschichtlichen Verlauf aufzuzeigen sondern verbindet diesen mit einer harschen Kritik an die Muslime, welche seiner Ansicht nach ihren Lebensinhalt nach westlichen Normen ausrichten und somit zum Verlust der islamischen Werte beitragen.
Er würde aber nicht als einer der bedeutendsten islamischen Denker des 20Jh. gelten, würde er sich rein auf eine Anklage beschränken. Sein Buch ist ein historischer Aufriss, welcher die grundlegende Verschiedenheit zwischen der islamischen und der westlichen Welt aufzeigt und dem Lesenden klar darlegt, wieso diese beiden Gesellschaftsentwürfe sich diametral voneinander unterscheiden und folglich nicht miteinander vereinbar sind.
Sein Buch ist in acht Kapitel geteilt, wobei das achte Kapitel seiner Schlussfolgerung gewidmet ist. Er beginnt damit, den Weg des Islam aufzuzeigen und spricht von der Essenz des Islam, welcher das Geistige und das Materielle als ein harmonisches Ganzes sieht, denn «[d]ie ständige Anbetung Gottes in all den vielfältigen Handlungen des menschlichen Lebens ist die wirkliche Bedeutung des Lebens […]». (S. 31) Er hebt er den Islam ganz klar von den anderen Weltreligionen ab und erklärt den ihm inhärenten holistischen Ansatz, der die Menschen – sofern sie strikt nach den Vorgaben des Qur’an sowie der Sunna leben – befähigen sollte, in einer harmonischen und moralisch intakten Gesellschaft zu leben.
Diese Gesellschaft könne aber nur unter der Bedingung entstehen, dass sich die islamische Welt – und somit vor allem die Muslime – von der Bevormundung Europas befreien und sich ihrer Wurzeln wieder bewusst werden. Hierbei spricht er vor allem das Bildungssystem an, welches klar durch den Geist des Westens beeinflusst ist, ein Geist, der sich spätestens seit der Französischen Revolution von Gott und der Religion abgewandt und sich den materialistischen Utilitarismus der alten Römer als moralisch-gesellschaftlichen Massstab gesetzt hat. Eine islamische Bildung würde u.a. beinhalten, dass die heutige westliche Bildung in ihren Wurzeln auseinander genommen und eine «Archäologie des westlichen Wissens» stattfinden würde. Somit könnte das Trugbild aufgelöst werden, welches vortäuscht, dass der Westen der Massstab allen Wissens und sozialer Organisation ist. Nur so wäre es möglich, die Jugend zum Islam zurückzuführen. Denn die Nachahmung der westlichen Lebensweise – individuell und sozial – sei zweifellos die grösste Gefahr der Existenz, oder besser; der Wiederbelebung der islamischen Zivilisation. Eine Wiederbelebung, die er zweifelsohne in der Wiederaufnahme der Beziehung zu ihrer eigenen Vergangenheit sieht.
Eine Vergangenheit, die er auf die ersten Zeiten des Islam zurückführt und dadurch die absolute Wichtigkeit der Sunna hervorhebt. Er sieht in der Sunna den Garant für eine blühende muslimische Gesellschaft und unterstreicht dies, in dem er stipuliert, dass das Verhalten der Muslime in Bezug auf die Sunna das zukünftige Verhalten der Muslime zum Islam entscheiden wird. (S. 107) Darunter versteht er die Art und Weise, wie mit dem Inhalt umgegangen wird. Würde die Sunna erst mal als sachliche Notwendigkeit für einen Muslim anerkannt werden, habe jeder das Recht und sogar die Pflicht, ihre Funktion innerhalb der religiösen und sozialen Struktur des Islams zu erfragen, um zu dem am Anfang ausgeführten Holismus des Islams vorzustossen und somit zu einer harmonischen und moralisch intakten Gesellschaft beizutragen.
All dies bringt ihn in Kapitel acht zum Schluss, dass der Islam nicht «reformiert» werden müsse, weil er an sich schon vollkommen ist. Was reformiert werden muss, sei das Verhalten der Muslime «zu unserer Religion, unsere Faulheit, unser Versprechen; also unserer Mängel und nicht angebliche Mängel des Islam». (S. 121) Die Vermischung mit fremden kulturellen Einflüssen sei in dieser Hinsicht ein Rückschritt, destruktiv und daher unbedingt abzulehnen. Er plädiert für einen Umbruch, der im Inneren eines jeden Muslims stattfinden müsse und ihn zum Islam hinführe und nicht von ihm entferne. Der Mensch dürfe nicht interpretieren, er müsse folgen und er müsse verstehen, warum er folgt. «Denn das gesamte Bild können wir nicht erfassen, aber wir können darauf vertrauen, dass der Erschaffer des Systems dies kann und uns nur zu unserem Heil führen will.» (S. 125)

Sein Buch ist sehr klar und in zugänglicher Sprache geschrieben, seine Erklärungen und Ableitungen nachvollziehbar und untermauert. Es wird dem Lesenden klar, dass hier ein äusserst versierter Autor am Werk ist, der sich intensiv mit den Grundlagen zu seinem Buch auseinandergesetzt hat. Natürlich muss beachtet werden, dass es nun schon gut dreiviertel Jahrhundert alt ist und somit den neueren sozialen und politischen Entwicklungen nicht Rechnung tragen kann. Doch ist der Kern seiner Aussage vielleicht aktueller als er jemals gewesen ist; eine Tatsache, die einerseits erstaunen mag, andererseits dem Lesenden die traurige Bilanz der heutigen islamischen Welt und die Einstellung vieler Muslime (vielleicht sogar die eigene Einstellung?) zum Islam vor Augen führt. Dieses Buch rüttelt an den Standfesten der eigenen Überzeugung und regt zur intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Umfeld, in dem man lebt, an. Es ist kein Buch, das nach dem Lesen einfach wieder in der Bibliothek verschwindet, um in mondänen Gesprächssituationen wieder zum Vorschein zu kommen, sondern eher eines dieser Bücher, die zu kontroversen und intensiven Gesprächsrunden anregen.
Für Muhammad Asad gibt es nur einen Weg oder keinen – eine Aussage, die in der heutigen sozio-politischen Lage einen leichten Sprengstoff zu Polemiken ergeben könnte. Es fehlt an Lösungsansätzen, wie denn die zwei grossen Gesellschaftsentwürfe miteinander leben können. Er sagt, dies sei nicht möglich. Nicht miteinander, nur nebeneinander. Und hier setzt auch meine Kritik am Buch an, denn in der heutigen Welt – wie auch in der Welt der 1930er Jahre – ist ein striktes nebeneinander nicht (mehr?) möglich und Wege zum miteinander müssen gefunden werden, ohne dass die Muslime eben den Prozess unterlaufen, die er in seinem Buch beschreibt, besser, dass die Muslime zur Wiederbelebung des Islam beitragen können. Aber ich denke, dass er das Buch auch nicht in diesem Sinne geschrieben hat. Ich denke, dass er, obwohl er die heutige Situation auf globaler Ebene geschichtlich herleitet vor allem auf die Mikroebene abzielt, auf jeden Muslim, auf jedes Herz, das die wahre Mystik des uns aufgetragenen Auftrages erfassen und ausführen möchte. Dieses Unterfangen ist ihm mit dem Verfassen des vorliegenden Buches in kurzer und brillanter Weise gelungen.

Zum Autor
Muhammad Asad wurde im Jahre 1900 in der polnischen Stadt Lvov als Leopold Weiss geboren. Als Grossenkel eines orthodoxen Rabbiners und Sohn eines Rechtsanwaltes kam er schon früh mit Religion in Kontakt und sollte nach Wunsch seines Vaters zum Rabbiner ausgebildet werden. Diesen Plan verwarf er jedoch, arbeitete als Journalist und wurde schnell zu einem anerkannten Nahostkorrespondenten vor allem für die deutsche Frankfurter Zeitung.
Dank seiner Arbeit kam er in intensiven Kontakt mit der muslimischen Welt und konvertierte 1926 zum Islam. Nach seiner Konversion verbrachte er mehrere Jahre im nahen Osten und wurde zum engen Freund von namhaften arabischen Führern. Unter anderem traf er auf den grossen muslimischen Denker Dr. Sir Muhammad Iqbal, der vom Studium der islamischen Literatur Asads beeindruckt war und ihn bat, Sahih al Bukhari ins Englische zu übersetzen. Als Experte des islamischen Rechts spielte er eine wichtige Rolle bei der Gründung des pakistanischen Staates, welchen er 1953 als dessen Boschafter bei der UNO vertrat. Asads grösstes Projekt war es, den Qur’an ins Englische zu übersetzen. Unterstützt zuerst von der Schweiz, dann von Marokko, konnte er sein Werk, The Message of the Qur’an (Deutsch: Die Botschaft des Quran) 1980 vollenden. Er verbrachte 19 Jahre mit seiner dritten Frau in Marokko, bevor sie ins spanische Mijas zogen, wo er am 20. Februar 1992 verstarb und in einem kleinen islamischen Friedhof in Granada beigesetzt wurde.

Bibliographie
Asad, Muhammad 2007: Islam am Scheideweg. Mössingen: Edition Bukhara. (Original: 1934: Islam at the Crossroads.), ISBN: 9783000220951

Weitere Werke des Autors
– The Road to Mecca, 1954 (Deutsch: Der Weg nach Mekka)
– The Principle of State and Government in Islam, 1978 (Deutsch: Das Prinzip von Staat und Regierung im Islam)
– Sahih Bukhari: Early Days of Islam, 1978 (Deutsch: Sahih Bukhari: Die frühen Tage des Islam)
– The Law of Ours and other Essays, 1987 (Deutsch: Das unsrige Gesetz und andere Essays)

Eine verzweifelte Mutter erschiesst den Partner ihrer Tochter auf offener Strasse. Ein Ehrenmord in der Schweiz? Peter Zihlmanns leicht lesbarer Tatsachenbericht basiert auf einem Mordprozess vor dem Basler Strafgericht, der Im Jahre 2002 stattfand.

— von Hamit Duran, Turgi —

Buchrezension Basel PristinaEine verzweifelte Mutter erschiesst den Partner ihrer Tochter auf offener Strasse. Der Ermordete hatte ihre Tochter nach albanischem Ritus geheiratet und verschwiegen, dass er bereits verheiratet war. Wollte die Mutter ihre Familienehre retten oder nur ihre Tochter aus den Klauen ihres gewalttätigen Partners befreien? Hat sie Blutrache geübt? Ein Ehrenmord in der Schweiz?

Heute würde dies zu einem Aufschrei in der Öffentlichkeit führen. Aber im Jahre 2000, als dieser Mord in Basel geschah, hat nur die lokale Presse darüber berichtet. Der Fall drang kaum ins öffentliche Bewusstsein. Warum? Lag es vielleicht daran, dass dieser «Ehrenmord» so gar nicht in das Klischee passt? Sollte es nicht so sein, dass Männer (Vater oder Bruder) Frauen (Tochter oder Schwester) im Namen der  Ehre umbringen? Aber hier? Eine Mutter bringt ihren Schwiegersohn um! Wie kann das sein?

Peter Zihlmanns leicht lesbarer Tatsachenbericht basiert auf einem Mordprozess vor dem Basler Strafgericht, der Im Jahre 2002 stattfand. Es ist die ergreifende Geschichte einer Mutter, die tötete. Vor dem Hintergrund des alten albanischen Gewohnheitsrechts, dem  «Kanun», hinterfragt er die gerichtliche Wahrheit. Er beschreibt den «Kanun», der zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch einen Franziskanerpater gesammelt und aufgeschrieben wurde, als ein unerbittliches Abrechnungssystem, in dessen Zentrum Ehrenmord und Blutrache stehen, und das sich bis in unsere Zeit auswirkt.

Der Autor begnügt sich nicht mit der Wahrheit des Gerichts; er forscht weiter, gräbt tiefer, spricht mit den Betroffenen und zeichnet deren Leben zwischen zwei Kulturen nach. Sein Bericht zeigt die verschiedenen Perspektiven und lässt so den Rechtsfall zum Menschenfall werden.

Zunächst berichtet er über seine Begegnung mit der Tochter der Täterin, die auch die Braut des Getöteten war. Dabei zeichnet er ein Bild, das die Tat in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt, als es das Gericht in seinem trockenen Urteil festhält (Tötung aus nichtigem Grund). Er legt seelische Abgründe offen und forscht nach psychologischen Handlungs–motiven der Täterin. Auch die weiteren Berichte über seine Begegnungen mit dem Ehemann der Mörderin, der übrigens Christ ist, und der eigentlichen Ehefrau des Getöteten lassen den Schluss zu, dass die Mutter aus einem Gefühl der Verzweiflung und Bedrohung, also einer Art Notwehr heraus, gehandelt hat.  Mit der Täterin selber konnte der Autor jedoch nicht sprechen, da sie nach der Haftentlassung widerrechtlich ausgeschafft wurde und sich nun in Albanien aus Angst vor Blutrache versteckt hält. Trotzdem versucht er herauszufinden, was in ihr vorgegangen sein mag, und was sie schliesslich in diese menschliche Tragödie führte.

Als er dann aber mit der Schwester des Getöteten und ihrem Ehemann spricht, scheint sich das Blatt beinahe zu wenden. Eine ganz andere Perspektive und Darstellung der Geschehnisse lassen plötzlich viele Fragezeichen aufkommen, so dass der Autor seine Erkenntnisse in diesen bedeutenden Sätzen zusammenfasst: «Ich urteile nicht, ja ich ergreife nicht Partei. Immer klarer erkenne ich: Solange wir im Griff von Gut und Böse gefangen sind, solange wir uns auf die eine oder andere Seite der Streitenden schlagen, werden wir von der gleichen Grundwelle überspült werden und in ihr untergehen…»

Alles in allem handelt es sich bei Peter Zihlmanns Werk um ein hoch interessantes und lesenswertes Buch für all jene, die einmal «hinter die Kulissen» eines Ehrenmordes blicken möchten.

Zum Autor
Peter Zihlmann ist Publizist und war als Rechtsanwalt, Notar und Richter in Basel tätig. Er ist Bestsellerautor («Der Börsenguru – Aufstieg und Fall des Dieter Behring») und Verfasser von Romanen, Essaywerken sowie von zahlreichen Fachpublikationen.

Bibliografie
Peter Zihlmann, Basel – Pristina oder die Blutrache in der Schweiz, Orell Füssli Verlag, Zürich 2007, 176 Seiten, broschiert, ISBN 978-3-280-06084-1, Fr. 29.80 / € 18.–

 

Im Juni 2006 konnte der erste schweizerische islamische Kinderbuchverlag seine Buchpremiere feiern. Mit viel Liebe und Sorgfalt wurden von und für Muslime vier Erstlingswerke erstellt. Wir stellen diese Bücher kurz vor und versuchen, in einem Interview mit der Verlagsleiterin Afaf Hassan, etwas mehr über die Entstehungsgeschichte und die Zukunftspläne herauszufinden.

— von Hamit Duran, Turgi —

Es handelt sich hier um eine Buchrezension und ein Intewrview, das von der mittlerweile eingestellten Zeitschrift «Die Barmherzigkeit» im Jahre 2006 durchgeführt wurde.

HilaliDer Name des in Bern ansässigen al-waha Verlages (deutsch: die Oase) ist vielen Lesern noch bekannt durch das gleichnamige beliebte Kindermagazin. Dieses wurde zwar 2002 eingestellt, doch die Ziele des Verlages sind die gleichen geblieben: muslimischen Kindern islamische Werte und Lebensinhalte auf einfache und spielerische Weise näher zu bringen. Als Fundament für die Wissensvermittlung dient den Produzentinnen vor allem der Qur’ân und die Sunnah. Allen Texten gehen sorgfältige Recherchen voraus, sie werden anschliessend von Fachpersonen auf ihre theologische Korrektheit überprüft.

Das neue al-waha-Angebot startet mit der Weisheitsgeschichte «Musa & Khidr». Das sehr sorgfältig gestaltete und hübsch bebilderte Buch ist geeignet für Kinder ab ca. 10 Jahren und schildert die ihm Qur’ân erwähnte Geschichte von Musa (a.s.), der von Allah (t.) aufgefordert wird, Khidr, einen Mann mit sehr grossem Wissen, aufzusuchen. Die aussergewöhnlichen Dinge, die Musa bei Khidr erlebt sind ein schönes Beispiel für die Tatsache, 

dass Allah’s Wissen alles umfasst und unendlich ist.

«Hilali» erzählt die Geschichte eines nimmersatten Hamsters. Er hat ständig Hunger und fürchtet, seine Wintervorräte könnten nicht reichen. Als der junge Schneehase um etwas zu Fressen bittet, weist Hilali ihn unfreundlich weg. Doch eines Nachts erwacht Hilali und fühlt, dass dies eine ganz besondere Nacht ist. So macht er sich auf den Weg, das Geheimnis dieser Nacht zu lösen. «Hilali» ist eine wunderschöne Bildgeschichte für Kinder ab 5 Jahren über die Existenz Allahs und den Segen zu Teilen.

 

«Muhammad» bringt Kindern auf einfache Weise die Geschichte des Propheten Muhammad (a.s.) näher. Es eignet sich sowohl als Bilderbuch für die Kleinsten wie auch als erste

s Lesebuch für Kinder ab ca. 6 Jahren.

Bei «Wir sind Muslime: Allah» handelt es sich Pappkartonbuch über die Allah (t.) und die Schöpfung für die kleinsten Leser. Yahya und Rahma erzählen, dass sie Muslime sind, und dass sie an Allah (t.) glauben. Sie wissen, dass Allah (t.) der Schöpfer aller Dinge ist.

Alle vier Bücher sind von bemerkenswert hoher Qualität, sowohl in der grafischen und inhaltlichen Ausgestaltung als auch in der technischen Ausführung. Sie eignen sich deshalb hervorragend als Geschenke und sind auch für den eigenen Nachwuchs sehr zu empfehlen.

 

Demnächst Im Sortiment des al-waha Verlages gibt es auch zwei Spiele, eines zum Erlernen der Gebetswaschung und eine komplett überarbeitete Neuauflage des al-waha Memory-Spiels. Laut der Verlagsleiterin Afaf Hassan sind erscheint im Herbst ein weiteres Buch mit dem Titel „Im Garten des Propheten“ mit Geschichten aus der Sunna rund um das Thema Adab. Ebenfalls im Herbst sind zwei Holzpuzzle erhältlich, inschâ’Allah.

Im folgenden Interview stellen wir der Verlagsleiterin Afaf Hassan ein paar Fragen zur Entstehungs¬geschichte der Bücher und ihren Plänen für die Zukunft.

Die Barmherzigkeit: Liebe Schwester Afaf, zunächst einmal herzliche Gratulation zum Erscheinen der ersten vier Bücher in der neuen Kinderbuchreihe. Was hat dich bewogen, dich mit der Gestaltung von Kinderbüchern zu befassen?

Afaf Hassan:
As-salamu alaikum, als ich vor siebzehn Jahren zu Islam konvertierte und kurz darauf mit der Frage, wie ich meinen eigenen Kindern den Islam näher bringen könnte konfrontiert wurde, merkte ich sehr bald, dass es eigentlich noch sehr wenige qualitativ gute und schöne islamische Kinderbücher gibt. Da ich schon seit meiner Kindheit künstlerisch tätig bin, hatte ich die Idee selber Kinderbücher zu gestalten. So entstand dann auch das islamische Kindermagazin al-waha, welches während zehn Jahren, mit zwei längeren Unterbrüchen fünfmal jährlich erschien. 2001 entschieden wir dann das Magazin einzustellen und gezielt islamische Kinderbücher heraus zu geben. Al-hamdulillah, sind nun, nach einer fünfjährigen Vorbereitungszeit die ersten vier Bücher auf dem Markt.

Die Barmherzigkei

t: Worin unterscheiden sich eure Bücher von «herkömmlichen» Kinder¬büchern, die es ja zuhauf zu kaufen gibt?

Afaf Hassan: Alle unsere Bücher haben ein islamisches Fundament. Es geht nicht nur darum, die Kinder mit schönen Geschichten zu unterhalten, sondern ihnen durch die Bücher Wissen über den Islam zu vermitteln und ihnen ihre Religion näher zu bringen.

Die Barmherzigkeit: Wer hat die Ideen für neue Bücher? Bist du das, oder habt ihr ein Team, das sich damit auseinander setzt?

Afaf Hassan:
Die ersten vier Bücher waren mehr oder weniger meine Ideen. Sie sind das Produkt von mehreren Jahren. Als der al-waha Verlag gegründet wurde, bildete sich ein Team mit verschiedenen Verantwortlichen, und die Arbeit hat sich natürlich verändert. Neue Ideen werden miteinander besprochen und wir versuchen auch gemeinsam eine Art Geschäftsplan zu entwicklen.

Die Barmherzigkeit: Der al-waha Verlag legt grossen Wert auf sprachliche und theologische Korrektheit. War es schwierig, entsprechende Fachpersonen zu finden?

Afaf Hassan:
Ja, es war nicht ganz einfach die entsprechenden Fachpersonen zu finden. Insbesondere für die islamisch-theologische Korrektur war es schwierig jemanden zu finden, der sowohl sprachlich wie auch islamisch das nötige Fachwissen hat.

Die Barmherzigkeit: Was waren die grössten Schwierigkeiten, die ihr überwinden musstet?

Afaf Hassan: Unsere eigene Ungeduld! Am Anfang dachten wir alles würde so ganz schnell über die Bühne gehen. Wir hatten den Text, die Illustrationen und glaubten das Buch sei somit schon druckreif. Es gab Bücher bei welchen wir den Text  ziemlich überarbeiten mussten,  oder wegen einer nicht nachweisbaren Quellenangabe mussten wir Inhalte streichen, dies warf wiederum das ganze Layout drunter und drüber. So haben wir langsam gemerkt, dass jedes Buch viel mehr Zeit in Anspruch nimmt, als ursprünglich geplant war.

Die Barmherzigkeit: Ich denke, eure Bücher fanden und finden vor allem positives Echo unter den Musliminnen und Muslimen. Gab es auch negative Reaktionen?

Afaf Hassan: al-hamdulillah sind die meisten Reaktionen positiv. Das einzige was manchmal negativ angesprochen wird, sind unsere Preise. Leider ist es uns jedoch zum heutigen  Zeitpunkt nicht möglich, die Bücher billiger zu verkaufen, obwohl wir dies gerne tun würden. Wir möchten ja, dass unsere Bücher ein breites Publikum finden.

Die Barmherzigkeit: Die Bücher werden in Hongkong gedruckt? Weshalb?

Afaf Hassan: Es war bald einmal klar, dass wir die Bücher aus finanziellen Gründen nicht in Europa drucken können. Auf der Suche nach einer Alternative bin ich via Internet auf die Druckerei in Hongkong gestossen. Da ich selber drei Jahre in China gelebt habe, war es für mich fast wie ein „nach Hause“ kommen. Wie gesagt, es wäre preislich unmöglich, die Bücher hier zu drucken.

Die Barmherzigkeit: Du hast früher das Kindermagazin «Al-Waha – Die Oase» herausgegeben. Was waren die Gründe dafür, dass du dieses vor vier Jahren eingestellt hast?

Afaf Hassan:
Es waren in erster Linie zeitliche Gründe. Wir fanden es schwierig alle zweieinhalb Monate ein komplett neues Magazin heraus zu geben. Neben Familie und Kinder, bleibt einem manchmal nicht genügend Zeit für die nötigen Vorbereitungen. Unter diesen Umständen war es auf die Dauer nicht möglich, alle zwei Monate ein gut recherchiertes, fundiertes und qualitativ gutes Magazin herauszugeben. Bei den Büchern ist das anders, wir bestimmen den Zeitpunkt der nächsten Veröffentlichung selber, so sind wir flexibler.

Die Barmherzigkeit: Was sind eure nächsten Projekte?

Afaf Hassan: Im November wird in sha Allah unser nächstes Buch „Im Garten des Propheten“ erscheinen. Es ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die alle auf Sahih Hadithen beruhen. Geplant sind auch zwei oder drei verschiedene Holzpuzzles, sowie ein Buch mit zwölf kurzen Ahadith und dazugehörenden Lernkarten und einer Begleit-CD. Aber wie gesagt, einen genauen Termin für die Veröffentlichung steht noch nicht fest.

Die Barmherzigkeit:
Gibt es noch etwas, dass du unseren Leserinnen und Lesern mitteilen möchtest?


Afaf Hassan:
Ich hoffe dass den Leser unsere Bücher gefallen werden und dass diese einen kleinen Beitrag leisten auf dem Weg der Suche nach Wissen, in sha Allah.

Die besprochenen Bücher können bezogen werden bei: www.al-waha.ch.

Muhammad , Bilderbuch, Pappkartonbuch mit abgerundeten Ecken, Autorin: Afaf Hassan,Grösse: 20 cm x 24 cm, Druck: vollfarbig, Seitenumfang: 20, ISBN: 3-905426-00-5, Preis: 5.- SFr.

Musa & Khidr, Autorin: Afaf Hassan, Grösse: 20 cm x 24 cm, Druck: vollfarbig, Seitenumfang: 32, Bindung: Hardcover, ISBN: 3-905426-02-1, Preis: 22.50 SFr.

Hilali, Autorin: Afaf Hassan, Grösse: 21 cm x 29.7 cm, Druck: vollfarbig, Seitenumfang: 32, Bindung: Hardcover, ISBN: 3-905426-01-3, Preis: 22.50 SFr.

Wir sind Muslime: ALLAH, Autorin: Afaf Hassan, Grösse: 14.5 cm x 14.5 cm, Druck: vollfarbig, Seitenumfang: 14, ISBN: 3-905426-03-X, Preis: 9.- SFr.

Das «National Coalition Building Institute» (NCBI) hat u.a. in Zusammenarbeit mit engagierten Musliminnen und Muslimen das Buch «Muslimische Kinder in der Schweiz» herausgebracht. Es richtet sich in erster Linie an Personen, die in der und für die Schule tätig sind: Lehrpersonen, Schulleitungen, Behörden etc. Anlässlich einer Vernissage mit Podiumsdiskussion wurde das Werk am 16. November 2005 an der Pädagogischen Hochschule Zürich einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

 

 

— von Hamit Duran, Turgi —

Buchrezension NCBI BuchdeckelDie NCBI Schweiz ist ein gemeinnütziger, parteipolitisch und konfessionell neutraler Verein, der sich für den Abbau von Vorurteilen und für konstruktive Konfliktlösung einsetzt. Anlässlich seines 10-jährigen Bestehens setzt sich NCBI Schweiz im Jahr 2005 verstärkt ein, um Vorurteile und Ängste gegenüber Musliminnen und Muslime abzubauen.
Die Spannungsfelder, in denen sich muslimische Kinder, Jugendliche und ihre Familien in der Schule immer wieder bewegen, sind hinlänglich bekannt: interreligiöse oder interkulturelle Konflikte, Teilnahme am Schwimmunterricht, Klassenlager, Weihnachtsfeiern, Tragen von Kopftüchern etc. Auf der anderen Seite sind aber auch Lehrpersonen und Schulbehörden gefordert. Um letztere zu unterstützen, veröffentlichte NCBI Schweiz nun das Buch «Muslimische Kinder in der Schule: As-salamu alaikum – Informationen, Praxistipps und Ideen für den Unterricht».

Im Buch finden sich neben einer allgemeinen Einführung in den Islam sowie einer Beschreibung der Situation der Muslime in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich (unter anderem vom Autor dieses Artikels) auch Berichte muslimischer und nichtmuslimischer Kinder, Jugendlicher und Erwachsener über ihre Erlebnisse. Dies ermöglicht einen Einblick in persönliche Erfahrungen aus verschiedenen Perspektiven.
Des weiteren bietet das Buch Empfehlungen und praktische Tipps, leicht umsetzbare Unterrichtshilfen zu den Themen Vorurteile, Diskriminierung, Islam und andere Religionen etc., sowie ein Nachschlagewerk für herausfordernde Situationen. Abgerundet wird es durch ein Vorwort von Dr. rer. pol. Farhad Afshar, Präsident der KIOS (Koordination Islamischer Organisationen Schweiz) und eine ausführliche Adress- und Literaturliste.
Im Rahmen einer Vernissage mit Podiumsdiskussion wurde das Werk am 16. November 2005 an der Pädagogischen Hochschule Zürich einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Durch die sehr gut besuchte Veranstaltung führten Nina Hössli, Herausgeberin, und Ron Halbright, Präsident der NCBI Schweiz.

Buchrezension NCBI Nina HoessliRon Halbright stellte seine Institution kurz vor. Diese sieht sich, wie der englische Name besagt, als Brückenbauer, der sich um den Abbau von Vorurteilen, Diskriminierung und Rassismus  bemüht. Nach einer kurzen Vorstellung der wesentlichen Inhalte des Buches, nahmen im Rahmen eines Podiums vier Personen mit unterschiedlichen Hintergrund Stellung zu verschiedenen Aspekten. Rachida Bouchousch, muslimische Studentin der Biologie an der Uni Zürich, berichtete über positive und negative Erfahrungen mit ihrem Kopftuch. Am eindrücklichsten war, als sie mit bewegten Worten schilderte, dass sie meisten ihrer Primar- und Sekundarschullehrer es nicht in Betracht zogen, dass sie ihr Kopftuch freiwillig tragen könnte… Es wurde a priori davon ausgegangen, dass sie dazu gezwungen wird. Niemandem kam es auch nur in den Sinn, sie selbst dazu zu befragen… Ein wahrlich sehr erniedrigendes Erlebnis.

Frau Susanne Boser, Schulleiterin des Schulhauses Steingut in Schaffhausen, berichtete über die enge Zusammenarbeit ihrer Schule mit muslimischen Schülerinnen und Schülern und deren Eltern. Im Rahmen von gezielten Mütterkursen werden ausländische Mütter aktiv in das Schulgeschehen mit einbezogen. Einzig die Weigerung einer muslimischen Familie, ihr Kind in ein Klassenlager zu schicken, war eine negative Erfahrung, über die sie zu berichten wusste. Auch intensive Gespräche mit interkulturellen Mediatoren konnten die Familie nicht überzeugen, so dass das Kind schliesslich vom Klassenlager dispensiert wurde.

Markus Truniger, Mitarbeiter der Bildungsdirektion des Kantons Zürich erzählte von der konstruktiven Zusammenarbeit mit der VIOZ bei der Überarbeitung der Richtlinien «Muslimische Schüler/innen an der Volksschule» und «Muslimische Schüler/innen in Klassenlagern» (herunterzuladen unter: www.volksschulamt.zh.ch). Schwierig sind oft die speziellen Dispensationswünsche, z.B. wenn christliche Geschichten während der Weihnachtszeit in der Schule behandelt werden.

Schliesslich sprach Mahir Mustafa, Projektverantwortlicher «Interkulturelle Weiterbildung» bei der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, über seine positiven und negativen Erfahrungen mit kopftuchtragenden Mädchen. Eine Muslimin erhielt eine Lehrstelle als Krankenpflegerin erst, als sie sich ohne ihr Kopftuch bewarb. Heute trägt sie es wieder und ist voll akzeptiert und respektiert. Er kennt aber auch einen Vater, der behauptete, im Qur’an stünde, dass seine Tochter nicht ins Klassenlager dürfe. In Gesprächen stellte sich heraus, dass es ganz andere Gründen waren, die ihn zu dieser Aussage veranlassten.

Buchrezension NCBI PodiumDie Podiumsteilnehmer waren sich darin einig, dass man sich über den Islam informieren und vor allem mit einander sprechen sollte. Im Anschluss an die erste Podiumsrunde wurde in kleineren Gruppen über die Thematik diskutiert und weitere Fragen an die Podiumsteilnehmer formuliert, wobei auch dieses Mal das Thema Kopftuch nicht ausgelassen werden konnte… Interessant waren die Ausführungen von Frau Boser in Bezug auf die Frage, wie die Mütter muslimischer Kinder besser für die Lehrer-Eltern-Arbeit engagiert werden können. Mütterkurse und direktes Ansprechen, auch der Väter, stehen dabei in ihrer Schule im Vordergrund. Kulturvermittler, die von der Stadt Schaffhausen kostenlos gestellt werden, stehen dabei helfend zur Verfügung. Interessant auch die Frage an Mahir Mustafi, wieweit man seine eigene Identität leugnen soll, um ein Ziel zu erreichen, z.B die Zusage für eine Lehrstelle, die man mit Kopftuch nicht erhalten würde. Dies ist jedermann/frau selbst überlassen.
In der Zwischenzeit werden auch viele Kurse für werdende und bereits ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer an den verschiedenen Pädagogischen Hochschulen  angeboten. Der Begriff “Islamophobie” scheint nach Ansicht von Raschida Bouchouch die Problematik gut zu beschreiben, besser jedenfalls als der Begriff “Islamismus”. Zu der Frage nach einer Medienarbeit, die hilft, das negative Bild des Islam in den Medien zu korrigieren oder positiv zu beeinflussen, konnte leider keiner der Teilnehmer brauchbare Ansätze liefern.

Der anschliessende Apéro bot dann die Gelegenheit, das eine oder andere Thema noch im kleinen Kreis vertieft zu erörtern. Alles in allem war es eine gelungene Veranstaltung, die zweifelsohne positive Impulse für die Zukunft liefern konnte.

Nina Hössli, Muslimische Kinder in der Schule – As-salamu alaikum, Informationen, Praxistipps und Ideen für den Unterricht, NCBI Schweiz, 2005, K2-Verlag, ISBN 3-03722-004-X, 150 Seiten A5, CHF 25.–

Zu beziehen bei:
NCBI Schweiz
Alte Landstrasse 89
8800 Thalwil
Tel.: 044-721 10 50
info@ncbi.ch

«Qawwâmun ‘alâ» und «wa adribûhunne», diese zwei Ausdrücke welche im 34. Vers der Sura An-Nisa vorkommen sorgen für viel Wirbel unter Muslimen und Nichtmuslimen. Angeblich sollen sie den Vorrang der Männer vor den Frauen belegen und ihnen die Erlaubnis zur körperlichen Züchtigung ihrer Ehefrauen geben.

 

 

— von Hamit Duran, Turgi —

Buchrezension Ein einziges Wort«Qawwâmun ‘alâ» und «wa adribûhunne», diese zwei Ausdrücke welche im 34. Vers der Sura An-Nisa vorkommen sorgen für viel Wirbel unter Muslimen und Nichtmuslimen. Angeblich sollen sie den Vorrang der Männer vor den Frauen belegen und ihnen die Erlaubnis zur körperlichen Züchtigung ihrer Ehefrauen geben. In der Neuzeit, in der das Geschlechterverhältnis und Gewalt in der Ehe nicht nur im Islam dauernd thematisiert wird, beinhaltet diese klassische Interpretation natürlich enormen Zündstoff. Das vom Zentrum für Islamische Frauenforschung und Frauenförderung (ZIF) herausgegebene Buch versucht, durch eine hermeneutische Betrachtungsweise und die kritische Hinterfragung gängiger Übersetzungen und Auslegungen ein neues Licht darauf zu werfen. Dieser Versuch kann durchaus als geglückt betrachtet werden. Jedenfalls gibt das Buch genügend Hinweise, dass das gängige Verständnis nicht das einzig Richtige sein muss.

Zunächst einmal zum Stein des Anstosses, Vers 34 der Sura An-Nisa (die Frauen), in dem sinngemäss in der Übersetzung des Herausgebers steht:

«Die Männer stehen ein für Frauen, wegen dem womit Allah die einen vor den anderen ausgezeichnet hat, und weil sie  (als die wirtschaftlich Unabhängigen) von ihrem Vermögen (Unterhalt und Versorgung) ausgeben. Darum sind loyale Frauen (Allah gegenüber) ergeben. (Sie sind) diejenigen, welche die Geheimnisse (der Ehe, was nicht öffentlich gemacht wird und Aussenstehenden verborgen bleiben soll) gemäss Allahs Weisung bewahren. Und wenn ihr annehmt, dass Frauen (einen Vertrauensbruch begehen), besprecht euch mit ihnen und (falls keine Veränderung eintritt) zieht euch (zunächst) aus dem Privatbereich zurück (meidet Intimitäten) und (als letztes) trennt euch von ihnen. Wenn sie zur loyalen Haltung zurückkehren, so sucht gegen sie keine Handhabe (um ihnen zu schaden). Wahrlich, Allah ist erhaben, grösser (als alles Vorstellbare).»

Das Buch beginnt mit einer allgemeinen Einführung in die Wissenschaft der qur’ânischen Textanalyse. Neben der Kontextabhängigkeit (Zeitfaktor) werden dabei auch die Beziehungen zwischen den Texten und Gründe für die Herabsendung von Qur’ânversen behandelt. Gerade letzterer Aspekt ist sehr wichtig, da er die gelebte Realität der Ersthörenden aufgreift und den Vers in einen historischen Kontext stellt.
Basierend auf diesen Grundlagen wird dann der Vers 34 eingehend analysiert, wobei zunächst der Ausdruck «qawwâmun ‘alâ» im Mittelpunkt steht. Es ist dabei äusserst interessant zu sehen, wie verschiedene Kommentatoren und Übersetzer mit diesem Wort umgehen. Die Palette reicht dabei von «die Ehemänner tragen Verantwortung den Ehefrauen gegenüber» über «die Männer sollen gegenüber den Frauen den Vorzug haben» bis hin zu «die Männer sind den Frauen überlegen». Allein daran lässt sich die Komplexität des Textes bereits erahnen.
Nicht weniger mehrdeutig ist die Übersetzung des Ausdrucks «wa adribûhunne», für welchen Übersetzungen existieren, die von  «gebt ihnen einen leichten Klaps» über «schlagt sie» bis hin zu «peitscht sie» reichen.
Bei der Analyse der Übersetzungen wird auf den patriarchalen Blick hingewiesen, der die Absicht des Übersetzers offen legt und meist den Gesamttextkorpus (so der Herausgeber) des Qur’ân nicht im Auge behält. Besonders deutlich wird dies beim Wort «daraba», das an vielen anderen Stellen im Qur’ân vorkommt und mit «prägen» (Qur’ân,  16:74 und 16:76), «umherziehen» (Qur’ân, 4:101), «abwenden» (Qur’ân, 43:5) etc. übersetzt und sonst nirgends mit dem Begriff der körperlichen Züchtigung in Verbindung gebracht wird.
Im Verlaufe der Ausführungen werden eine Reihe interessanter Fragen aufgeworfen, die sich daraus ergeben, dass ja der Qur’ân Prinzipien der Menschenwürde aufgestellt hat, die er wohl kaum selbst verletzt. Die AutorInnen kommen zum Schluss, dass das Schlagen nicht mit dem Ehekonzept des Qur’ân in Einklang gebracht werden kann, wie anhand einer eingehenden Erläuterung der qur’ânischen Ehemediation dargelegt wird (siehe z.B. Qur’ân, 4:35). Da erübrigt sich schon fast der Hinweis, dass der Prophet Muhammad (a.s.) nie eine seiner Frauen geschlagen hat.

Den Abschluss des Büchleins bildet ein Exkurs zum Thema Geschlechterverhältnis im Islam mit einem Blick auf das Selbstbild von MuslimInnen und NichtmuslimInnen. Es handelt sich dabei um einen Aufruf an alle muslimischen Frauen, ihren Platz als verantwortliches Mitglied der Gesellschaft zu erkämpfen und zu erhalten. Die Autorin betont dabei, dass jeder Teil eines (Ehe-)Paares, trotz inniger Verbundenheit mit dem anderen, eine eigenständige Persönlichkeit besitzt. Es gibt keine Zwangskomplementparität, wodurch der eine durch den anderen erst zielgerichtet handeln könnte. Ansonsten wäre ja die Weisung des Qur’ân, dass die Gefährten des Gesandten Muhammad (a.s.) seine Witwen nicht heiraten durften, kaum verständlich. Die AutorInnen stellen die Frage, ob ausgerechnet die Mütter der Gläubigen von der Fülle der Möglichkeiten sich zu verwirklichen ausgeschlossen bleiben? Wahrlich, eine interessanter Aspekt…

Am Ende steht die Leserin oder der Leser dann da mit einer Reihe von Fragen, über die nachzudenken es sich lohnt. Und das ist genau das, was die Autorin in der Einführung ankündigt; dass neben der Untersuchung von bereits aufgestellten Theorien mehr Fragen als endgültige Antworten zu finden sind. Alles in allem kann gesagt werden, dass das vorliegende Werk eine Bereicherung zum Thema des Geschlechterverhältnisses im Islam darstellt und einige sehr interessante Aspekte, die sich aus einer gesamtheimlichen Betrachtung des Qur’ântextes und des Lebens des Propheten Muhammad (a.s.) ergeben beleuchtet und mit kritischen Fragen zum Nach- und Überdenken anregt.

ZIF – Zentrum für Islamische Frauenforschung und Frauenförderung (Hrsg.), Blick auf das Geschlechterverhältnis im Islam, 98 S., Paperback, € 8.95, zu bestellen bei www.zif-koeln.de, ISBN 3-9810487-0-9

 

370 Kirchen, religiös-spirituelle Gruppierungen, Zentren und weltanschauliche Bewegungen der Stadt Zürich
 
Auf rund 600 Seiten befasst sich der Autor mit Entstehungsgeschichte, Lehre, Organisation und Verbreitung von Kirchen, Orden, muslimischen, buddhistischen, hinduistischen und anderen religiösen Gemeinschaften, Freikirchen, spirituellen Vereinigungen, Ufo-Bewegungen und viele anderen.

— von Hamit Duran, Turgi —

Religionsführer ZürichIm Orell Füssli Verlag ist ein neues Buch mit dem Titel «Religionsführer Zürich» von Claude-Alain Humbert erschienen. Gemäss Pressemitteilung des Verlages handelt es sich um ein umfangreiches Werk, das in 7jähriger Arbeit entstand und 370 religiös-spirituelle Gemeinschaften der Stadt Zürich, von den grossen Kirchen bis hin zu den kleinen unbekannten Vereinigungen beschreibt. Und tatsächlich, auf rund 600 Seiten befasst sich der Autor mit Entstehungsgeschichte, Lehre, Organisation und Verbreitung von Kirchen, Orden, muslimischen, buddhistischen, hinduistischen und anderen religiösen Gemeinschaften, Freikirchen, spirituellen Vereinigungen, Ufo-Bewegungen und viele anderen.
Im Vorwort betont der Verfasser, dass er einen Überblick über das religiöse Leben in der Stadt Zürich geben möchte, wobei es sich dabei um eine Bestandesaufnahme des Jahres 2003 handelt. Er erklärt auch, dass er den Begriff «Sekte» nicht verwendet, da der Begriff hierzulande weit gehend  im negativen Sinne gebraucht wird. Dies ist lobenswert, muss er doch als «Beschreibender» eine möglichst neutrale Position einnehmen.
Natürlich ist der Hauptteil des Buches dem Christentum gewidmet (rund 390 Seiten). Neben den Landeskirchen werden die Freikirchen (Baptisten, Quäker, Chrischona etc.), Endzeit-Gemeinden (Adventisten, Jehovas Zeugen etc.), spirtuell-esoterische Gemeinden sowie andere vorgestellt. Sogar die Freidenker (Atheisten), die ja streng genommen keine Religion vertreten, werden erwähnt.

Interessanterweise findet das Judentum lediglich auf knapp 9 Seiten Platz. Dies erstaunt, ist das Judentum doch neben dem Christentum die wichtigste Religion, die die abendländische Kultur massgeblich geprägt hat und immer noch prägt.

Dem Islam und den aus dem Islam hervorgegangenen Vereinigungen sind rund 40 Seiten gewidmet. Nach einer kurzen. aber nichtsdestotrotz sehr informativen Einführung in Geschichte und Lehre des Islam werden zunächst die Mitgliedsorganisationen der VIOZ (Vereinigung islamischer Organisationen in Zürich) vorgestellt. Einen breiten Raum nehmen in der Folge die Amadiyya-Bewegung und die Aleviten ein. Auch das Sufitum fehlt nicht; neben den «klassischen» Mevlevi- und Naqschibandi-Orden werden auch weniger bekannte Bewegungen wie jene von Oruç Güvenç (Türkei) oder Veys al-Qarani (Persien) behandelt. Den Abschluss zum Thema Islam bilden die aus dem Islam hervorgegangenen Vereinigungen. Dazu zählt der Autor z.B. die aus dem Iran stammende Bahâ’î-Bewegung oder die von einem Javaner gegründete Subud-Bewegung.
Die restlichen rund 150 Seiten des Buches sind dem Buddhismus, Hinduismus, Sikhismus und anderen kleineren Vereinigungen gewidmet. Unter letzteren finden sich so Sonderbare wie die Anonymen Alkoholiker (wollen den Alkoholkranken auf spirituellem Weg helfen), der Schweizer Druidenorden, (verfogt die Ziele von Einigkeit, Frieden und Eintracht), der Hexenladen (Themen rund um Hexerei und Magie) und sogar die Scientology Kirche (!).

Alles in allem kann gesagt werden, dass es sich beim vorgelegten Buch um ein hervorragendes Nachschlagewerk handelt. Es eignet sich ausgezeichnet, die religiös-spirituelle Landschaft Zürichs näher kennen zu lernen. Auch gewinnt man in knapper Form Einblick in Lehre und Geschichte der verschiedenen Gemeinschaften. So erfährt man z.B., dass die Mormonen daran glauben, dass der Mensch durch kontinuierliche Weiterentwicklung so werden kann wie Gott (S. 335), dass die Reinkarnation im Judentum weit gehend unbestritten ist (S. 419), oder dass der Gründer der Bahâ’î-Bewegung, Siyyed’ Ali Muhammed, 1848 das islamische Recht für hinfällig erklärte (S. 446). Dank den vielen spezifischen Literatur- und Veranstaltungshinweisen kann man sich bei Bedarf weiter informieren oder anhand der zu jeder Vereinigung angegebenen Adressen, Telefonnummern und – wo vorhanden – E-mail-Adressen selbst in persönlichen Kontakt treten.

Claude-Alain Humbert, Religionsführer Zürich – 370 Kirchen, religiös-spirituelle Gruppierungen, Zentren und weltanschauliche Bewegungen der Stadt Zürich, Orell Füssli Verlag, Zürich 2004, 606 Seiten, gebunden, Fr. 54.–, ISBN 3-280-05086-3

Ein hochinteressantes Buch von Jamila Abid, das die Hintergründe der iranischen Gesellschaft auf eindrückliche Art und Weise schildert.

— von Hamit Duran, Turgi —

Journalistinnen im TschadorIn den vergangenen Monaten wurde in den Medien regelmässig über den Iran berichtet. Anlass dazu gab es mehr als genug. Da war das schwere Erdbeben, das am 26. Dezember 2003 die historische Stadt Bam im Norden Irans praktisch vollständig zerstörte und über 40’000 Todesopfer forderte. Danach folgten am 20. Februar 2004 die Parlamentswahlen, die von den sogenannten «Konservativen» mit deutlicher Mehrheit gewonnen wurden. Vorangegangen waren Proteste von Studenten und ein Sitzstreik der vom Wächterrat ausgeschlossenen Parlamentskandidaten. Selbst eine Ermahnung von Präsident Khamenei nützte nichts, mehrere Tausend sogenannte «reformorienterte» Kandidaten wurden nicht zu den Wahlen zugelassen. Es wurde von einer grossen Enttäuschung in der Bevölkerung berichtet, was sich dann auch in einer relativ niedrigen Wahlbeteiligung von rund 50% niederschlug.

Aber was steckt eigentlich dahinter? Wie leben und fühlen die Menschen im Iran? Was bewegt und beschäftigt sie im Alltag?
Diese Punkte greift Jamila Abid aus Wien in ihrem im Jahre 2001 erschienenen Buch «Journalistinnen im Tschador» auf. In diesem als Ergebnis einer Forschungsarbeit an der Uni Wien entstandenen Werk vermittelt dabei in einer leicht verständlichen Sprache ungewohnte Einblicke in das Alltagsleben der Frauen im Iran. Wie der Titel schon antönt, legt sie dabei ein spezielles Augenmerk auf die Medienlandschaft, die von und für Frauen im Iran verfügbar ist.
Zunächst einmal gibt Jamila Abid einen kurzen Abriss der Geschichte der iranischen Frauenpresse. Dabei erfährt man zum Beispiel, dass bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Frauen mit kritischen Artikeln in privaten Zeitungen an die Öffentlichkeit traten. 1910 gab es dann die erste wirkliche Frauenzeitschrift unter dem Titel «Danesch» (Wissen). Mitte des 20. Jahrhunderts erschienen unter dem Eindruck der politischen Strömungen zahlreiche, äusserlich unabhängige Zeitschriften wie «Zan-e Emruz» (Die Frau von heute), «Neda-ye Zanan» (Ruf/Stimme der Frauen) und andere.

In einem weiteren Kapitel ihres Buches widmet sich Jamila Abid dem Frauenbild in den Medien. Interessant ist in diesem Zusammenhang ihre Feststellung, dass die neue revolutionäre Ordnung trotz der Betonung der Rolle der Frau in der Familie nicht ihre Rückkehr zu «Heim und Herd» forderte. Jamila Abid greift dabei auch so delikate Themen auf, wie die Diskussion in der iranischen Gesellschaft, wie denn die Frau z.B. in Filmen zu zeigen sei.
Ein zentrales Kapitel widmet sich dem Ringen um Presse- und Meinungsfreiheit. Dabei spielt eine grosse Rolle, dass die iranischen Printmedien schon bald nach ihrem Aufkommen vor rund 150 Jahren zum wichtigsten Mittel der politischen Argumentation wurden. Die Zensur war jedoch ein ständiger Begleiter der iranischen Presse. Durch die islamische Revolution erlebte sie zwar eine kurze Periode des Nachlassens, diese hielt aber nicht lange an.
Jamila Abid schildert relativ ausführlich den im 2. Jahrzehnt der Revolution immer stärker werdenden Ruf der Öffentlichkeit nach mehr Demokratie sowie Presse- und Meinungsfreiheit. Dazu gehört auch die Beschreibung der Hoffnungen, die die iranische Bevölkerung in die 1997 erfolgte Wahl Khatamis zum Ministerpräsidenten setzte. Aber auch er konnte nicht verhindern, dass 1999 vom Parlament ein verschärftes Pressegesetz verabschiedet wurde.
Jamila Abid streicht in diesem Zusammenhang die aktive Rolle der Frauenzeitschriften beim Kampf um die Pressefreiheit heraus. So wird zum Beispiel «Payam-e Hadschar» (Botschaft der Hagar) erwähnt, die sich von einem monatlich erscheinenden Frauenmagazin in ein politisches Wochenblatt wandelte und dadurch den Reformkurs Khatamis unterstützte.

Das zentrale Kapitel des Buches widmet sich erwartungsgemäss den iranischen Frauenzeitschriften nach der Revolution. Hier stellt die Autorin die wichtigsten Frauenzeitschriften und –magazine vor, von «Neda» (Der Ruf), einer religiösen Zeitschrift, die von einer Tochter Khomeinis herausgegeben wird, bis zum Familienmagazin «Chaneh va Chanevadeh» (Haus und Familie), die auf einem ihrer Titelblätter einen Vater zeigt, der sein Kind im Arm hält und mit der Babyflasche füttert. Ein doch recht ungewöhnlicher Anblick für ein Land, von dem behauptet wird, dass es religiös-konservativ und patriachalisch geprägt ist.
Die Autorin greift aber auch Themen, wie die Frage der politischen Partizipation von Frauen, die Wahlwerbung für weibliche Abgeordnete, die Diskussion um die Eignung der Frau für das Richteramt oder gar die Präsidentschaft, Frauensport etc. auf.
Ein weiteres Kapitel ist den neuen Medien und Trends gewidmet. Dort wird deutlich, dass Themen wie wechselnde Rollenbilder, Emanzipation der Frau etc. schon lange keine Tabus in der iranischen Gesellschaft mehr sind.
Schliesslich wird das Buch durch einige hochinteressante Interviews. die Jamila Abid mit verschiedenen Exponentinnen der iranischen Frauenpresse führte, abgerundet. Erwähnenswert ist auch der farbige Bildteil in der Mitte des Buches, der eine Vielzahl von Titelseiten der reichhaltigen iranischen   Frauenzeitschriften und –magazinen zeigt und dadurch hilft, sich eine bessere Vorstellung des Geschilderten zu machen.

Alles in allem kann gesagt werden, dass Jamila Abid ein hochinteressantes und lesenswertes Buch vorgelegt hat. Es gewährt ungewohnte und tiefe Einblicke in die iranische Gesellschaft, die man aus der gewöhnlichen Presse kaum gewinnen kann, sofern man nicht selbst persönliche Beziehungen zu Iranerinnen oder Iranern pflegt.

Lise J. Abid, Journalistinnen im Tschador: Frauen und gesellschaftlicher Aufbruch im Iran, Brandes & Apsel Verlag, 2001, ISBN-3-86099-212-0

Die Muslime bilden mit über 200’000 Angehörigen unterschiedlichster nationaler Herkunft die zweitgrösste Religionsgemeinschaft in der Schweiz. Trotzdem wird die Präsenz von Muslimen – auch von Muslimen Schweizer Herkunft – immer noch als etwas Fremdes, nicht zu dieser Gesellschaft Gehörendes empfunden.

 

 

— von Hamit Duran, Turgi —

Buchrenzension Allahs KinderAm  11. September 2001 fand in Zürich die Vernissage zu einem neuen Buch von Philipp Dreyer statt: „Allahs Kinder sprechen Schweizerdeutsch“. Organisiert wurde diese vom Orell Füssli Verlag, dem Herausgeber dieses Buches, das 23 muslimische Jugendliche unterschiedlichster Herkunft porträtiert.

Wahrscheinlich haben sich schon viele Muslime an dem seltsamen Titel gestossen. Schade, dass Herr Dreyer trotz besseren Wissens, wie er anlässlich der Vernissage selbst zugab, auf diesem provokativen, wenn nicht gar beleidigenden Titel, beharrte. Man fragt sich zu Recht, weshalb. Dies insbesondere angesichts der Tatsache, dass Herr Dreyer bereits ein anderes Buch mit dem Titel „Zwischen Davidstern und Schweizerpass“ veröffentlicht hat, ein Titel also, der für weit weniger Unmut unter den angesprochenen Mitbürgern gesorgt haben dürfte.

Das Spektrum der Interviewten reicht von tief religiös bis nahezu atheistisch. Da ist z.B. der 18-jährige Somalier Fadyl Awys aus Zürich, der überzeugt von seinem Glauben ist und sagt, dass es das Beste sei, nach dem Koran, dem Heiligen Buch des Islam zu leben. Oder die 17-jährige türkische Gymnasiastin Zehra Hatipoglu aus Oetwil an der Limmat, die bemerkt, dass das Leben ohne Kopftuch in der Schweiz einfacher wäre, aber es wäre nicht ihr Leben. Beide stossen in ihrem Leben immer wieder auf Unverständnis bei ihren Kollegen oder Mitschülern, wenn sie z.B. nicht rauchen oder keinen Alkohol trinken. Trotzdem sind beide davon überzeugt, dass sie sich auf dem richtigen Weg befinden.
Auf der anderen Seite des Spektrums haben wir z.B. die 20-jährige Perserin Golnaz Djalili aus Zofingen, die sich selbst als Atheistin bezeichnen würde. An ein Leben nach dem Tode glaubt sie nicht, Thora, Bibel und Koran betrachtet sie also philosophische Werke. Dafür sind ihr aber persische Traditionen wie das „Newroz“-Fest sehr wichtig. Ausführlich beschreibt sie, was die einzelnen Bräuche für einen Sinn haben.
Dazwischen gibt es natürlich viele Grautöne. Da ist die 21-jährige, in der Schweiz geborene Bosnierin Emina Hasic aus Zürich, die Arabisch lernt und das Kopftuch nur in der Moschee trägt. Es ständig zu tragen, dafür fühle sie sich noch nicht stark genug, ihr fehlten die Argumente gegen abfällige Bemerkungen. Sie holt im Fernstudium die Matur nach. Ihre Kinder will sie einmal islamisch erziehen, das sei der beste Schutz gegen die Verführungen einer oberflächlichen, glitzernden Welt.
Oder die 21-jährige Marokkanerin Samia Henni aus Mendrisio, die sich zwar streng an das Fastengebot während des Ramadan hält, es aber in Ordnung findet, wenn sie mit Freunden  mit einem Glas Champagner anstösst.

Zu Wort kommt im Buch auch ein junges türkisches Paar, das sich in der Schweiz kennen gelernt hat und eine glückliche Ehe eingegangen ist. Die Frau ist eine der beiden Türkinnen aus Möhlin, deren Einbürgerungsgesuch wegen ihres Kopftuchs zweimal abgelehnt wurde. Ein weiteres Paar hat sich in einem irakischen Flüchtlingslager kennen gelernt und stammt aus derselben südirakischen Stadt.
Der 26-jährige Pakistaner Farhan Tufail aus Rheinfelden ist Doppelbürger, Unteroffizier der Schweizer Armee und übersetzt für die Basler Kantonspolizei. Über den Jihad, den «heiligen Krieg», äussert er sich sehr differenziert und grenzt ihn ab gegen den Terrorismus. Niemand dürfe sich Muslim nennen, der andere Menschen töte. Er wuchs während 14 Jahren ohne den Vater auf, bis dieser die Familie nachzog. Gespräche über Politik interessieren ihn mehr als solche über Frauen, wie sie seine Schweizer Freunde mit Vorliebe führten.
Es werden auch zwei sehr traurige Porträts gezeichnet. Der 23-jährige Türke Kadir Balitatli aus St. Gallen ist auf die schiefe Bahn geraten und in die Drogenszene abgestürzt. Dass er seit vier Jahren frei ist von Drogen verdankt er seinen muslimischen Kollegen. Sein Vater weiss von allem nichts. Auch wenn er es ihm erzählt hätte – verstanden hätte er ihn nicht. Er wird es erfahren, wenn Kadir ihm das Buch zeigt…
Im Buch kommt auch – ohne Namen – ein junges Mädchen zu Wort, das sich bitter über den eigenen Vater äussert, der sich so repressiv gebärdet, dass er ihr den Glauben vermiest hat. Mehr Glück hat die junge Kosovarin, die als Muslimin im jüdischen Altersheim in Lengnau Arbeit gefunden hat, dort die ganzen Bräuche mitmacht und manche Parallelen zwischen den beiden Religionen entdeckt.
Die Einleitung zu dem Lesebuch stammt von Samia Osman, Co-Präsidentin der Gemeinschaft Christen und Muslime in der Schweiz, die nicht nur die Schweizer, sondern auch die Eltern der porträtierten Jugendlichen dazu einlädt, diesen jungen Menschen die Chance zu geben, ihren Weg gleichberechtigt und selbstbewusst zu gehen.
Interessanterweise kommt kein einziger gebürtiger Schweizer Muslim zu Wort. Warum wohl? Hat Herr Dreyer wohl niemanden gefunden, oder ging es darum zu zeigen, dass der Islam eben doch noch immer etwas Fremdes in der Schweiz ist und es eigentlich gar nicht sein kann, dass ein gebürtiger Schweizer Muslim ist? Ich hoffe nicht, denn dann würde sich Herr Dreyer etwas vormachen und sein Buch wäre ein Schuss, der sein Ziel weit verfehlt hat.

Trotz allem ist das hier vorgestellte Werk auch für uns Muslime sehr interessant, gibt es doch aufgrund der sehr persönlichen Erzählungen einen interessanten Einblick in die Gefühls- und Denkwelt junger Muslime in der Schweiz.

Philipp Dreyer, Allahs Kinder sprechen Schweizerdeutsch, Orell-Füssli-Verlag, Zürich 2001. Fr. 44.80.

Nach Eintreten des Todes muss der Leichnam nach islamischen Vorschriften für das Begräbnis vorbereitet werden. Dazu gehört auch, dass der Leichnam möglichst rasch begraben und damit die Würde des Verstorbenen bewahrt wird.

Was ist zu tun mit einem im Sterben liegenden Muslim oder einer Muslima?

  1. Der oder die Sterbende ist in Richtung Mekka zu legen und zwar auf eine der beiden folgenden Arten: Entweder auf die rechte Seite, das Gesicht gegen Mekka gerichtet, oder auf dem Rücken mit den Füssen Richtung Mekka. Dabei wird der Kopf etwas angehoben, so dass das Gesicht gegen Mekka gerichtet ist. Die erste Art wird bevorzugt.
  2. Den oder die Sterbende an das Glaubensbekenntnis erinnern: «Es gibt keine Gottheit ausser Allah, Muhammad ist sein Prophet.» Dies muss in respektvoller Weise und diskret getan werden. Ebenso sollte man dies nicht zu oft wiederholen, um den oder die Sterbende nicht zu belästigen. Man sollte sie oder ihn nicht dazu zwingen; der Respekt gegenüber dem Sterbenden und die Ruhe muss beachtet werden. In schwerwiegenden Fällen wie Schwäche, Koma usw. können auch die Glaubensgeschwister das Glaubensbekenntnis mit und für den Sterbenden sprechen.
  3. Der/dem Sterbenden wird im Moment seines Todes das Familiemitglied, das ihm am nächsten steht, zugeführt, damit es sie/ihn an Gott, das Bittgebet zur Vergebung seiner Sünden und an das Testament erinnere.
  4. Die Gebete für sie/ihn und für die Helfer sollten zahlreich sein und der Qur’an sollte rezitiert werden, insbesondere die Sura «Yasin». Die Rezitation sollte sehr diskret sein um die oder den Sterbenden nicht zu beunruhigen. Nach dem Eintritt des Todes soll die Rezitation des Korans aufhören, da diese Praxis von der Sunna des Propheten nicht anerkannt ist.
  5. Es ist demjenigen, der bei der oder dem Sterbenden wacht, empfohlen, ihr oder ihm die Wohltaten Gottes, des Erhabenen, in Erinnerung zu rufen, um sein Vertrauen und Glauben in Gottes Allmacht und Herrlichkeit zu stärken. In der heiligen Überlieferung lesen wir: «Ich bin, wie mich mein Knecht sieht.»

Was ist zu tun, wenn der Tod eingetreten ist?

  1. Die Augen schliessen.
  2. Den Unterkiefer an den Kopf binden, um dadurch das herunterhängen des Kiefers durch Erschlaffung zu verhindern.
  3. Auf den Bauch einen angemessenen Gegenstand legen, um zu verhindern, dass er sich aufbläht.
  4. Wenn mögleich sofort nach dem Tod die Gelenke sanft beugen. Die Gelenke so beugen, daß die Arme gegen die Vorderame, die Vorderarme gegen die Seiten des Körpers, die Beine gegen die Oberschenkel, die Oberschenkel gegen den Bauch liegen. Durch diese Körperlage wird die Waschung des Körpers erleichtert
  5. Die oder der Verstorbene wird leicht gehoben und das Gesicht gegen Mekka gerichtet.
  6. Sie oder er wird entkleidet und zugedeckt mit einem Tuch das den ganzen Körper bedeckt.
  7. Sich beeilen die Schulden des Verstorbenen zu entrichten.
  8. Es ist angebracht, die Leute über ihren oder seinen Tod zu informieren, damit sie an der Bestattung teilnehmen können.
  9. Es ist verboten, mit lauter Stimme zu trauern und weinen oder gar sich auf die Wangen zu schlagen, die Kleider zu zerreissen usw. Es ist nicht verboten zu weinen, denn Trauer ist ein Ausdruck der Liebe und Barmherzigkeit eines Menschen zum anderen; der Gefühlausdruck sollte jedoch angemessen sein. Die trauenden Person soll das Leid geduldig tragen und auf den Trost und die Belohnung Gottes warten, denn der Verstorbene ist ein Gott anvertrautes Geschenk und Er hat Sie/Ihn zu sich genommen.
  10. Aus Respekt für den Toten ist es empfohlen, sich mit der Vorbereitung der Bestattung zu beeilen.
  11. Nach der vorgeschriebenen Waschung und Bekleidung des Verstorbenen wird das Totengebet durchgeführt.

 

 

Welche Muslimin und welcher Muslim kennt das Problem nicht: Man ist auf der Reise in einem fremden Land und weiss nicht, in welcher Richtung die Qibla (Gebetsrichtung) liegt oder wann die Zeit für das nächste Gebet beginnt.  Oder man sucht dringend nach der genauen Versnummer in einer Sura im Qur’ân, kann sich aber nicht mehr genau erinnern…

Eine ganze Reihe von zum Teil kostenlosen Softwareprogrammen sind in der Zwischenzeit verfügbar, um einem das Leben als Muslimin oder Muslim in dieser modernen und hektischen Welt zu erleichtern.

Das Angebot reicht von einfachen Gebetskalendern für Windows, Mac und Mobiltelefone über den ganzen Qur’an bis zu Programmen, die auf Wunsch aus dem Qur’an rezitieren. Daneben bieten einige Anbieter auch Online-Funktionen auf ihrer Website oder sogenannte Plug-ins an, die man auf der eigenen Homepage einbauen kann, um sich z.B. die aktuellen Gebetszeiten für irgendeinen Ort auf der Erde automatisch anzeigen zu lassen.        

Leider sind die meisten Programme nur auf Englisch verfügbar.

Die untenstehende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für Hinweise auf andere Angebote sind wir sehr dankbar.

Anbieter

Angebot

www.guidedways.com

Gebetszeiten, Qur’an, Hadith etc. für Windows, Mac, Linux und Mobiltelefone

www.islamicfinder.com

Gebetszeiten für Windows

www.searchtruth.com

Qur’an-Rezitation für Windows

www.athantime.com

Gebetszeiten, Qur’an, Hadith etc. für Mobiltelefone

www.pocketquran.com

Qur’an für Mobilgeräte (Mobiltelefone, Palm usw.)