Am 3. März 2013 wird in Baden der neue Stadtammann gewählt. Normalerweise ist das nur ein Thema in der betroffenen Region. In diesem Fall aber wird der Wahlkampf auf nationaler Ebene ausgetragen. Grund dafür ist die Kandidatur des grünen Nationalrates Geri Müller.
Dabei interessiert weder die bisherige Amtsführung des Vizeammanns und Schulvorstands der 18’000-Seelen-Stadt, noch seine Wahlversprechen. Werde Müller Stadtammann, drohe Baden zu einem Anziehungspunkt für Islamisten und Antisemiten zu werden, zitierte die «Aargauer Zeitung» im Inlandteil ein anonymes Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Baden. Deren Präsident, Josef Bollag, hatte an einem öffentlichen Hearing mit den Stadtammann-Kandidaten die provokative Frage gestellt, ob wohl bei einer Wahl von Müller Extremisten nach Baden kämen und die Synagoge geschlossen werden müsse. In der Zwischenzeit kursiert sogar ein von «besorgten Christen» unterzeichnetes Flugblatt, das Müller als einen «Islamisten-Freund» bezeichnet.
Gegenüber der AZ sagte Geri Müller dazu: «Wenn man davon ausgeht, und das machen fast alle Kritiker, dass ich ein ‹Freund der Hamas› sei, weil ich auch mit ihnen Kontakt habe, ist das ein Konstrukt.» Er unterhalte ebenso mit israelischen Gruppen Kontakt. «Warum dies immer ausgeblendet wird und ein Kontakt mit Freundschaft gleichgesetzt wird, ist klar. Man will mich ‹desavouieren›.»
Interessant die Reaktion von Josef Bollag, die in der NZZ vom 28. Februar 2013 wiedergegeben wird: Bollag zeigte sich demnach auf Anfrage überrascht über die Eigendynamik, die seine Äusserungen ausgelöst haben. Zur Frage, warum die Israelitische Kultusgemeinde derart offensiv Wahlkampf betreibe, wollte er sich aber nicht äussern. Er verwies auf seinen in der «Aargauer Zeitung» publizierten Leserbrief. Darin schreibt er: «Bei der ganzen Diskussion um die Stadtammannwahl geht es mir weder um Israel noch um Palästina. Da kann jeder denken, was er will. Was ich Geri Müller vorwerfe, ist seine unkritische Nähe zu Fundamentalisten und Terroristen und deren Gedankengut. Darin liegt die Unvereinbarkeit mit dem von ihm angestrebten Amt.»
Interessant, wie die Muslime dabei ins Spiel gebracht werden. In der AZ vom 14. Februar 2013 wird erwähnt, dass ein Mitglied der Badener Kultusgemeinde, das aus Angst vor Übergriffen anonym bleiben möchte, es so formuliert: «Wird Geri Müller Stadtammann, droht Baden zu einem Anziehungspunkt für Islamisten und Antisemiten zu werden.» Es wird berichtet, dass der Mann in einer längeren Unterhaltung mit der «Nordwestschweiz» von der schwedischen Stadt Malmö spricht. Die Juden dort wurden von Islamisten so lange terrorisiert, bis sich die Kultusgemeinde auflöste. Er erzählt von Biel und dem Islamischen Zentralrat. Er spricht von der Islamistin Malika El Aroud, die während Jahren unweit von Biel Terrorpropaganda betrieben hat. Derlei und Ähnliches also befürchtet die Kultusgemeinde unter einem Stadtpräsidenten Müller, so die AZ.
Was soll man als Muslim dazu sagen? Jeder weiss, dass es jedem normalen Schweizer Bürger schwerfällt, zwischen Muslim und Islamist zu unterscheiden. Im Zweifelsfalle werden alle in den gleichen Topf geworfen, also stellen alle Muslime eine Gefahr für die jüdische Gemeinde dar. Und schon sind wir Muslime mitten in der Schlammschlacht; nicht als Subjekt, sondern als Objekt, das man für seine Zwecke benutzt, ob wir es wollen oder nicht…
Jedenfalls sind wir alle gespannt, wie die Wahlen am kommenden Sonntag ausgehen werden.
Lesen Sie hier die entsprechenden Artikel in der Tagespresse: