Die Berner Rundschau berichtete dazu in ihrer Ausgabe vom 25. Februar 2009:
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Für Moslems schafft die Stadt Thun ein eigenes Grabfeld. Muslimische Bestattungen sind ab 1. März auf dem Schorenfriedhof möglich.
«Ich habe keine Mühe damit. Migrantinnen und Migranten, die in der Schweiz geboren sind und hier sterben, aber Moslems sind, sollen gemäss ihrer religiösen Tradition bestattet werden dürfen», sagt Gemeinderätin Jolanda Moser (FDP) zu einer entsprechenden Medienmitteilung der Stadt Thun. Es sei eine Zeiterscheinung, dass Thun mit gut 42 000 Einwohnern ein solches Angebot einrichtet. «Kulturen und Völker vermischen sich immer stärker. Wer in unsere Gesellschaft integriert ist, aber einen anderen Glauben hat, soll die Möglichkeit haben, nach seinen Vorstellungen beerdigt zu werden», so Moser.
Platz für 160 Bestattungen
Dafür stellt die Stadt nun am südlichen Stadtrand – auf dem Schorenfriedhof – ab 1. März ein rund 600 Quadratmeter grosses Areal zur Verfügung. Auslöser dieses neuen Angebots war ein bereits im Jahr 2000 überwiesener SP-Vorstoss. Das ausgeschiedene und baulich vorbereitete Areal bietet Platz für maximal 160 Erdbestattungen. Bei der Beerdigung wird das Haupt des Verstorbenen auf die rechte Seite gelegt und nach Mekka ausgerichtet. Den Angehörigen steht es laut Mitteilung frei, die Gräber mit den Namen der Verstorbenen zu kennzeichnen.
Zugeständnisse beider Seiten
Laut Markus Weibel, Leiter Stadtgrün, haben beide Seiten Zugeständnisse gemacht. Bei den Gesprächen mit den Vertreterinnen und Vertretern muslimischen Glaubens habe sich der Berner Sozialwissenschafter und Uni-Professor Farhad Afshar besonders engagiert. Thun habe von den langjährigen Erfahrungen der Stadt Bern profitiert. Die Moslems hätten zum Beispiel akzeptieren müssen, dass in der Schweiz aus hygienischen Gründen keine Beerdigungen von lediglich in Tuch eingewickelten Verstorbenen erlaubt seien. Weibel: «Mindestens ein einfacher Holzsarg ist gesetzlich vorgeschrieben.» Auch sei die Grabesruhe auf 20 Jahre beschränkt und nicht auf «ewige Zeit». Schliesslich hätten die Moslems eingewilligt, dass später am gleichen Ort wieder Bestattungen erfolgen dürften.
Die Stadt andererseits habe die religiöse Vorschrift des «unbefleckten Bodens» akzeptiert; das bedeutet, dass auf dem für die Moslems reservierten Friedhofsareal noch nie Bestattungen erfolgt sind.
Kapelle nicht benützen
Den Angehörigen stünden die Aufbahrungsräume sowie die Abdankungshalle des Schorenfriedhofes zur Verfügung, nicht aber die Kapelle. Die Abschiedsrituale werden, wie bei christlichen Bestattungen auch, mit dem Friedhofspersonal abgesprochen, heisst es in der Mitteilung weiter.
Die Bestattungsgebühren entsprächen denjenigen für die üblichen Erdbestattungen. Laut Gemeinderätin Moser kostet eine Erdbestattung nichts, für den allgemeinen Friedhofsunterhalt werde jedoch eine allgemeine Gebühr von 700 Franken verrechnet. «Das Reglement wird aber in nächster Zeit generell überarbeitet», schliesst Moser Änderungen nicht aus.
«Ein solches Zugeständnis wäre zu viel an Integration»
Die Einrichtung muslimischer Gräber wird in der Schweiz seit Jahren kontrovers diskutiert. Erst im vergangenen Oktober scheiterte im Zürcher Kantonsrat eine parlamentarische Initiative nur knapp, die ein Verbot vorsah. Die Initianten von SVP und EDU reklamierten unter anderem die Störung des Religionsfriedens. Denn mit der Einrichtung besonderer Grabfelder schaffe man Tote erster und zweiter Klasse. Wer ein solches Sonderrecht beanspruche, könne sich in seinem Herkunftsland bestatten lassen oder private Friedhöfe einrichten. Solche Probleme kennt man in Genf nicht: Genf schuf bereits 1978 als erste Gemeinde der Schweiz auf dem Friedhof Petit-Saconnet ein Areal für muslimische Gräber. Weil rege benutzt, folgte 2002 ein zweites Feld auf dem Friedhof St. Georges. Auch die Stadt Bern hat langjährige Erfahrungen mit Moslem-Gräbern. Das entsprechende Friedhofsreglement hiess der Stadtrat bereits im August 1998 mit 66 gegen 1 Stimme bei 5 Enthaltungen gut. Im Jahr 2000 wurde auf dem Bremgartenfriedhof ein Grabfeld von 2000 Quadratmetern eröffnet, das für 250 Gräber Platz bietet. Seither wurden dort gemäss Esther Haltiner, Projektleiterin Stadtgärtnerei Bern, gut 60 Personen beerdigt. Die Hälfte davon Stadtberner, die anderen Personen stammten aus dem Vertragspartner Ostermundigen oder seien im Inselspital verstorben.
Mit Thun schafft nun die zweite Gemeinde im Kanton Bern ein Areal für Moslem-Gräber. Kein Thema waren spezielle Gräber für Einwohner muslimischen Glaubens bisher in Langenthal. «Wir haben auch nichts vor in dieser Richtung», sagt Stadtpräsident Thomas Rufener (SVP). Dieselbe Antwort gibt Roman Schenk, Stadtschreiber von Burgdorf. Im Gemeinderat sei solange er wisse nie ein entsprechender Vorstoss beraten worden. Peter Hostettler, Teamleiter Friedhof in Burgdorf, räumt allerdings ein, das Interesse wäre vorhanden. Um nach Mekka ausgerichtet zu sein, komme es vor, dass Moslems «verkehrt herum» beerdigt würden. In Biel ist das Anliegen seit einigen Jahren hängig. Nun wollen drei Schweizer, die zum Islam übergetreten sind, einen neuen Anlauf nehmen. Der zuständige Gemeinderat Hubert Klopfenstein (FDP) winkt jedoch ab: «Solange ich dafür zuständig bin, sehe ich keine speziellen Gräber für Moslems. Ein solches Zugeständnis wäre zu viel an Integration.»
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