Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Zentrums für Religionsforschung der Universität Luzern, welche in einer zwei Jahre dauernden Studie muslimische Jugendgruppen in der Schweiz auf folgende Fragen hin untersucht hat: Welche muslimischen Jugendgruppen gibt es in der Schweiz? Fördert die Teilnahme in solchen Gruppen die gesellschaftliche Eingliederung oder ist sie ihr hinderlich?
Deren Resultate liegen nun vor und wurden in einer Medienkonferenz am 27. November 2012 präsentiert.
In der Medienmitteilung der Uni Luzern heisst es, dass Jugendliche und junge Erwachsene zwar rund ein Drittel der Schweizer Muslime ausmachen, sie in öffentlichen Funktionen und Debatten aber kaum präsent sind. Im Umfeld vieler Moscheen, aber auch unabhängig davon, bestehen jedoch zahlreiche Jugendgruppen mit engem oder lockerem religiösem Bezug. Personen, die sich heute hier engagieren, werden voraussichtlich in einigen Jahren verantwortungsvolle Funktionen in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft übernehmen. Doch darüber, was ihnen wichtig ist, woran sie sich orientieren und wofür sie sich einsetzen, war bisher wenig bekannt.
Hier setzte das Forschungsprojekt an. Es untersuchte die verschiedenen Perspektiven und Haltungen muslimischer Jugendlicher bezüglich Religion und Gesellschaft und fragte, inwieweit die Einbindung in religiöse Gruppen die Integration und Teilhabe in der schweizerischen Gesellschaft fördert oder behindert. Von den Ergebnissen der Studie werden unter anderen Entscheidungsträger in Gesellschaft und Politik, in Behörden und Öffentlichkeit profitieren.
Durchgeführt wurde das auf zwei Jahre angelegte Projekt vom Zentrum Religionsforschung in Zusammenarbeit mit dem Religionswissenschaftlichen Seminar der Universität Luzern unter der Leitung von Prof. Martin Baumann.
Finanziert wurde die Studie mit CHF 385’000 von der Jacobs Foundation. Die Stiftung fördert Forschung und Praxisprojekte zu Kernfragen der Entwicklung und Bildung von Kindern und Jugendlichen. «Die Frage, ob Religiosität und religiöses Engagement förderlich oder hinderlich für die erfolgreiche Entwicklung Jugendlicher sind, ist bis heute in der Forschung umstritten. Allerdings ist diese Frage gerade für muslimische Jugendliche in westlichen Gesellschaften wie der Schweiz besonders dringlich», sagt Dr. Bernd Ebersold, Geschäftsführer der Jacobs Foundation. «Das in den vergangenen zwei Jahren von der Jacobs Foundation unterstützte Forschungsprojekt an der Universität Luzern legt hierzu eindrückliche Resultate vor: Aktivitäten muslimischer Jugendgruppen bilden vielerorts in der Schweiz Brücken und geben muslimischen Jugendlichen die Chance zu Partizipation und gesellschaftlichem Engagement. Ich hoffe, dass diese wichtigen Ergebnisse des Projektes möglichst schnell Eingang in die politische Praxis finden werden.»
Die Forscher empfehlen den Muslimen, vermehrt mit anderen Jugendgruppen oder Quartiervereinen gemeinsam konkrete Projekte durchzuführen. Die Gruppen könnten auch in die Jugend-, Sozial- und Integrationsarbeit sowie in den Schulunterricht über bestimmte Themen einbezogen werden. Und die Medienleute sollten mehr mit muslimischen Jugendlichen sprechen und sie zu Wort kommen lassen.
Die wichtigsten Ergebnisse und Empfehlungen können hier nachgelesen werden.