Lesen Sie hier den Artikel aus der Aargauer Zeitung vom 21. März 2006

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Die neuen Lieblingsfeinde der Schweizer

 
Die Zahl der rassistischen Vorfälle in der Schweiz bleibt konstant, der Rassismus gegen Muslime aber hat gemäss einer neuen Studie zugenommen.

Die Anzahl rassistischer Vorfälle in der Schweiz bleibt konstant. Im Jahr 2005 wurden deren 93 verzeichnet. 2004 waren es per Jahresende 96 gewesen, durch die üblichen Nachmeldungen stieg diese Zahl inzwischen aber auf 105. In den vergangenen Jahren schürten Einzelpersonen wie auch Organisationen Rassismus und Diskriminierungswillen vor allem gegen Einheimische muslimischen Glaubens. Dies geht aus der jüngsten Ausgabe der Chronologie «Rassismus in der Schweiz» der Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz und der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus hervor.

Die Chronologie erscheint bereits zum fünfzehnten Mal. Sie wird vom Luzerner Journalisten Hans Stutz verfasst. Das Jahrbuch beschreibt die einzelnen Vorfälle mit rassistischem Hintergrund, die öffentlich bekannt wurden, sowie die verschiedenen Akteure und Gruppierungen, die den Rassismus in der Schweiz fördern. Wie in vergangenen Jahren enthält die Chronologie auch eine ausführliche Einschätzung der rechtsextremistischen Szene in der Schweiz. Hans Stutz, Preisträger des GRA-Medienpreises 2005, kommt zum Schluss: «Im Jahr 2005 ist die rechtsextremistische Subkultur, zumeist aus Nazi-Skinheads bestehend, zahlenmässig wohl nur wenig angewachsen. Gleichwohl ist sie gestärkt, da sie inzwischen über ein konstantes Netz von Szene-Angeboten verfügt: Musikbands, Tonträger- und Bücherversand, Nachrichtenportale im Internet, dazu eine Partei, die stabile Strukturen aufgebaut hat.»

An der gestrigen Medienkonferenz in Zürich herrschte trotzdem Optimismus: «Die Entwicklung ist gesamthaft betrachtet eher erfreulich, obwohl jeder Einzelne, der betroffen ist, leidet», sagt Ronnie Bernheim, Präsident der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus GRA. «Vorfälle wie im vergangenen Januar, als 13- bis 15-jährige Jugendliche aus Hass auf Ausländer ein Heim für Asylbewerber anzündeten, oder der Brandanschlag auf eine Synagoge in Lugano im März zeigen, dass es heute in der Schweiz in Bezug auf Rassismus und Antisemitismus offene und unterschwellige Probleme gibt, die wir nicht verharmlosen dürfen. Die vermehrten Vorwürfe und Angriffe auf Menschen muslimischen Glaubens sind ein warnendes Zeichen, dass auch neue Formen von Rassismen in der Schweiz aufflammen können. Wir hoffen, dass unsere Arbeit bei Bevölkerung, Politikern, Wirtschaftsleitern und Bildungsbeauftragten den Sinn dafür schärft, wie gefährlich solche Vorfälle und schürende Akteure sind, und so einen Beitrag leistet, sie zu unterbinden.»

 

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