Der Rechtsextremismus, der für die sogenannten «Döner-Morde» (ein wahrliches Unwort) verantwortlich zeichnet, hat die Öffentlichkeit in Deutschland erschüttert. Ein Artikel unter dem Titel «Rechtsextreme unter Druck» von Ulrich Schmid aus Berlin, der in der NZZ vom 25. November 2011 abgedruckt wurde, analysiert die Hintergründe. Dabei lassen zwei Aussagen uns Muslime speziell aufhorchen:

 

«Zurückhaltend haben bis jetzt, leider, auch die Bürger reagiert. Es gab Protestdemonstrationen, doch sie blieben klein, und es waren fast ausschliesslich Linke, die sich zeigten. Das Bewusstsein dafür, dass rechtsextremer Terror die Fundamente dieser Gesellschaft genauso bedroht wie linksextremer, scheint im bürgerlichen Lager weitgehend zu fehlen.»

Und:

«Der Verfassungsschutz wünscht sich weniger Fesseln; sein Präsident Fromm klagt, sein Amt könne Veräumnisse nicht richtig aufarbeiten, weil Akten nur dann länger als fünf Jahre aufbewahrt werden dürfen, wenn es um islamistischen Extremismus geht – eine seltsame Bestimmung fürwahr, die zweierlei Mass erkennen lässt.»

 

In anderen Worten: Der deutschen Gesellschaft sind die Morde an Migranten im Allgemeinen und Muslimen im Speziellen egal. Wer weiss, vielleicht werden sie von vielen Menschen insgeheim sogar gutgeheissen. Das Schweigen scheint jedenfalls in diese Richtung zu weisen…

Und: Für Muslime wird ein anderes Mass angewandt, und zwar im negativen Sinne…


Und wie sieht es in der Schweiz aus?

In einem Interview mit der AZ, das am 17. November 2011 abgedruckt wurde, sagt der ehemalige Chef des Schweizer Nachrichtendienstes, Peter Regli, dass «der Nachrichtendienst des Bundes  auf keinem Auge blind» ist. «Er ist höchstens etwas kurzsichtig, weil der Gesetzgeber ihm eine schlechte Brille verpasst hat.»


Aha, also alles nur halb so schlimm?

In der Sonntag AZ vom 20. November 2011 tönt das etwas anders. Dort sagt der Terrorismus-Experte Samuel Althof, dass Mordanschläge, wie sie in Deutschland geschahen, auch in der Schweiz denkbar sind. Der Vizedirektor des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB), Jürg Bühler, der in der gleichen Ausgabe zu Wort kommt, widerspricht dem. Er behauptet, dass der Rechtsextremismus in Deutschland  eine andere Qualität habe. Die Mitglieder seien dort viel gewaltbereiter als bei uns.


Sehr beruhigend, wie Bühler die rechtsextreme Gefahr in der Schweiz heruntespielt… Hoffen wir, dass er Recht behält.